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Schaub Viola 200
#1
Wie schon angedroht, ein kurzer Bericht meines geschenkten "zwischendurch Radios" (running Gag - spätestens wenn man das ernsthaft versucht wird das Radio alles geben um zu beweisen, daß es "zwischendurch Radios" nicht gibt).
Das Radio sah so traurig aus, daß es im Zuge einer Wohnungsauflösung zum Preis von "nimm mit den Scheiß" zu mir gefunden hat.
Natürlich finde ich meine Bilder nicht mehr wie es aussah, werde aber liefern was da ist.
Zum Gerät: Standard-Bestücktes Radio der "Bella" oder "Jubilate" Klasse. Kunststoff - ich zitiere das .ORG - "Gehäuse wahlweise in Weinrot, hellem Kirschrot oder Strato-Beige."
Hm, hätte ich ohne das RM nicht erkannt. Ich vermute dann mal mangels geeigneterer Alternativen, daß es sich bei meinem Gerät um die "Weinrot"-Version handelt.
Bestandsaufnahme außen: Zierblende gerissen, mittig im "Schaub Lorenz" Schriftzug, Gehäusefarbe nicht zu erkennen, immerhin aber keine weiteren Brüche oder Risse. Messingblenden auf den Drehknöpfen fehlen. Knöpfe selbst zeigen erste Risse, halten aber noch. Gebiß komplett und ohne Karies. Rückwand wellig (Modell Taifun), immerhin aber vorhanden und nicht kaputt. Skala heil und ohne sichtbare Fehler.
Na, da hat man aber schon WESENTLICH schlimmeres erlebt! Hat wohl hauptsächlich der Dreck und die fehlenden Messingblenden abschreckend gewirkt.
Bestandsaufnahme innen: Ähm - nun, sieht eben aus wie ein unendlich dreckiges Radio innen aussieht. Immerhin alle Teile vorhanden und nichts offensichtlich defekt. Also raus mit dem Dreckspatz aus seinem dreckigen Gehäuse. Wie's ausschaut hat das Chassis vor mir noch niemand ausgebaut - vielversprechend! Den gröbsten Ekel zusammen mit ein paar Spinnenleichen abgekehrt, schon erkennt man ein Radio!

   
   

Also frisch gewagt - in die Vorschaltlampe eingesteckt, diese an den Trenntrafo und GO!
Ähm.
Dann halt nicht.
Woran liegt's? Kein Licht kein Ton? Ganz klar: Sicherung kaputt.
Gut, da wird man dann schonmal ne Nummer vorsichtiger. Also die Sicherung durch den mA-Bereich eines DMM ersetzt, passieren kann ja dank 60W Lampe nix weiter.
Zweiter Anlauf - einschalten und: Licht brennt schonmal! Gleißend hell sogar. Das von der Vorschaltlampe nämlich Sad
Gut, gut - "auf die Schnelle" willst Du nicht, das hab ich eingesehen. Bleibt mir nix übrig ausser messen. Das ging fix, schon der erste Kandidat hinter dem zum Glück intakten Trafo war schuld. Selenbriefchen mit sattem Kurzschluß hatte ich noch nicht, Premiere.
Nach "grob entseuchen" (damit der Dreck beim Löten nicht so stinkt) schnelle Problemlösung - zur Nachahmung ausdrücklich nicht empfohlen:

   

Hab mir fest vorgenommen, die Silizium-Brücke noch in dem Selenbriefchen zu verstecken - verlangt doch in 10 Jahren mal Bilder von dem Gerät - ich traue mir da selbst nicht Wink
Dadurch, daß der Trafo maxial eine 220V-Stellung bietet und Se nun durch Si ersetzt wurde, ist die Spannung viel zu hoch. Stört mich bei diesen 50er Geräten normalerweise nicht, bleibt so. In dem Radio heizt schon genug, da muss ich nicht noch nen Widerstand extra einbauen - ich bin da flexibel und ziemlich schmerzfrei, genau wie die Radios übrigens erfahrungsgemäß auch.

Und wieder einschalten 3. Versuch. Und siehe da, das war's schon, erste Lebenszeichen! Schnell wieder aus, jetzt hat das Gerät sich eine etwas tiefergehende Reinigung verdient. BEVOR ich da weiter dran rum bastele (ihgitt).
So sieht das jetzt aus:

   

Nach Stichprobenartiger Überprüfung ist klar: Die Kondensatoren müssen raus: Wima Malzbonbons und ERO-Pappröllchen mit diesem weissen Verschlußkitt - was ist das eigentlich? Zwei abgeschirmte sind drin, die Pappröllchen Version, die irgendwie aus ?Gießharz? besteht. Erfahrungsgemäß gehen die oft noch, hier nicht. "Kapazität" Faktor 9 ist selbst mir zuviel. Ist zwar "nur" Klangregelwerk aber wo ich schon dran bin... Erstmal normale genommen und nix abgeschirmt, werde ja sehen ob das nötig ist.
Jetzt ist das Radio auch von unten schon erträglich: (Bild hab ich extra klein komprimiert, das ist nämlich unscharf, zoomen um genaueres zu erkennen erübrigt sich.

   

Und spielen tut es auch!
Nix stinkt, nach 10 Min ist auch noch nix heiß. Und die fehlende Abschirmung der beiden Kondesatoren fällt mir auch nicht auf - weniger kann ein Radio nicht brummen.
So unauffällig spielt es, daß ich anfange Forum zu lesen und innerlich "abzuschalten". Das muß natürlich bestraft werden: "Pffffffffffftbrrrrrbbffpfftz". Verwirrter Blick vom Notebook zum Radio - da kann ja nur EINER furzen! Und natürlich, die Suppe sprudelt raus aus dem Siebelko. Aber nur ein bisschen Pipi! Das ist ja nicht schlimm, kann man weiter Forum lesen, es spielt ja noch! Aber nach dem 2. "Abblasen" Minuten später einhergehend mit jetzt deutlicher Hitzeentwicklung, so daß ich den Alubecher NICHT mehr gerne längere Zeit anfassen mag reichts jetzt - Stecker raus, morgen weiter. Wer den Elko sehen möchte: Ich hab bei den Bildern geschummelt, das Bild oben vom gesäuberten Chassis zeigt schon den kaputten Elko. Die kleine Pfütze oben drauf war übrigens alles was raus kam! Ein Tröpfchen ist runtergelaufen und ein paar sind weggesprüht und haben die schön saubere Abschirmung der ECC85 wieder "verwutzt" - pfui!

Nächster Schritt: Knöpfe, Skala und Gehäuse putzen. Ging, ein paar Lackspritzer sind noch drauf auf dem Gehäuse, aber nicht tragisch. Farblich sieht es aber immer noch undefinierbar aus. Beige war es ganz sicher nie, an "kirschrot" kann ich nicht glauben also muss es wohl definitiv das weinrot sein. Ich überlege mir ernsthaft, das Gehäuse knallrot zu lackieren. Wenn sie schon "rot" als Option anbieten!?
Dann muss aber die Zierblende ab, nicht verkehrt, dann kann ich auch den Riß versuchen zu kleben.
Die Blende hält an 2 Schrauben, kein Problem. Zusätzlich ist sie aber mit nem geschätzten dutzend "Schmorstellen" (absichtlich!) mit dem Gehäuse verbunden - siehe Pfeile im Bild:

   

Wie macht Ihr so etwas ab? Dremel? Lötkolben? Hammer+Meißel?
Hätte das ja gerne so gelöst, daß ich es nachher wieder "zusammen-schmurgeln" kann.

Fortsetzung folgt

PS: Wenn jemand so Messingblenden oder gleich passende Knöpfe hätte... Jaja, ich weiß. Hätte ja trotzdem sein können Sad
Vielleicht ne Idee, wie man neue Blenden anfertigen könnte? Ausmalen geht in diesem Fall nicht, weil die Knöpfe halb-hohl sind. Die "Reißbrett-Stift"-Lösung auch nicht, dafür sind die Deckelchen viel zu groß.
Das BILD im ORG zeigt die Knöpfe und Deckelchen recht deutlich.
Gruß,
Uli
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#2
Ich mache solche Plastik Schweißstellen immer mit dem Lötkolben in der Mitte warm und drücke das weiche Plastik dann so zusammen, dass es durch die Löcher im Gehäuse passt. Beim Zusammenbau das Gleiche.
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#3
Bei dem weißen Verschlußkitt rätsele ich auch immer was das ist. Ich Tippe auf einen Kitt, wie er seinerzeit im Automobilbau für die Versiegelung von Schweißkanten verwendet wurde, fast wie Elektrokitt! Kennt den noch jemand aus der Zeit, als man z.B. bei Maschinenverkabelung, die Kabel mit dem Zeug in den Verteilerdosen fixierte. Im Kfz Bereich gab es den in Kartuschen und wurde Steinhart und nach Jahren bekam es Risse und dann rosteten die Autos so wunderschön durch.

Ein Elko ist mir noch nie ausgelaufen, meist waren die Mausetot. Das die so ne Schweinerei veranstalten, hätte ich nicht gedacht. Naja, die kosten ja nicht viel und man bekommt sie ja bei FJZ, die sehen auch sehr schön aus, wenn man denn in solche investieren will.

Der Tipp mit den Lötkolben ist gut, aber bis heute bin ich nicht mit solchen Problemen behelligt worden.

Nun bin ich auf die Fortsetzung des schönen Berichts gespannt.
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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