27.01.2016, 18:27
Er war dazu verurteilt, im Shradder in seine "Wertstoffe" zerkleinert zu werden, weil er seinem ehemaligen Besitzer nicht mehr gefiel und
weil er keinen Ton mehr herausbrachte. Und so wartete er im Schrottcontainer im strömenden Regen und unter vielen weiteren
elektrischen Invaliden auf sein baldiges Ende. Das Schicksal wollte es jedoch anders. Da ich einigen Computerschrott entsorgen mußte,
entdeckte ich ihn und plötzlich lag er im trockenen Kofferraum. Er, damit meine ich den ansprechenden Weltempfänger Roberts RC818.
Er stank fürchterlich nach Isoliermaterial und das Wasser lief heraus, aber er war äußerlich unbeschädigt und relativ sauber. Die Antenne
war vollständig und gerade und die Batterien im Batteriefach waren nicht ausgelaufen. Zuhause wurde er äußerlich mit destilliertem Wasser
abgewaschen, das Regenwasser herausgeschüttelt und dann zum Trocknen in einem beheizten Raum gestellt.
Die Trockenzeit (14 Tage) wurde teilweise dazu genutzt, im RMorg das Gerät zu finden, aber es war nicht dort zu finden. Auch im Internet
fand ich es zwar, jedoch keine ausreichende Information darüber. Durch Zufall las ich in einem englischen Forum einen Beitrag, der mich auf
die richtige Spur brachte. Sowohl Siemens, als auch Roberts hatten den Weltempfänger ATS-919CS der Firma Sangean, Chung Ho City
gecovert. Bei Siemens ist es der Typ RK670 und bei Roberts RC818. Die Geräte sind identisch, ausgenommen die Beschriftung. Jetzt
konnte man im RMorg und im Internet brauchbare Unterlagen finden, sogar ein deutsches Bedienungshandbuch. Hier erst mal die Grunddaten:
Hersteller/Anbieter: Roberts Radio Co Ttd., East Molesey, Surrey, UK
Identisch mit: Sangean ATS-818 CS und Siemens RK670
Typ: Weltempfänger, Reisegerät
Modell: RC818
Baujahr: 1992 - 1997 ?
Transistorbestückung: 65 Transistoren, 8 FETs, 12 ICs, Mikrocontroller
Stromversorgung: 3x1,5 V (Für Datensicherung), 4x1,5 V (für Spielbetrieb) oder spez. Netzteil
Wellenbereiche: FM (87,5 - 108 MH), LW (150 - 519 kHz), MW (520 - 1710 kHz), KW (1,711 - 29,999 MHz, 13 Subbereiche)
Bedienelemente: Drehknöpfe für Lautstärke und man. Bereichswahl, Tasten für Power und Licht, Tastenfeld für digitale Einstellung, Tasten für integriertes Kassettenlaufwerk
Anzeige: Grafik-LCD beleuchtet
Gehäuse: Thermoplast, schwarz
Gehäuseabmessungen: 296 x 192 x 68 mm
Gewicht netto: 2,0 kg
Besonderheiten: 45 Speicherplätze, BFO, digtale Frequenzeinstellung und Anzeige, Kassettenlaufwerk für Aufzeichnung und Wiedergabe,
Neupreis: 499 DM
Als ihn meine Frau entdeckte, hatte er sofort eine neue Besitzerin, und damit rückte er in der Warteschlange zur Werkbank ganz nach vorn. Nach 14 Tagen war er gut getrocknet
und es waren keine Wasserflecken zurück geblieben. Auch der penetrante Gestank war vollständig verschwunden. Nachdem die Rückwand entfernt war, konnte man erkennen,
daß fast kein Wasser ins Gehäuse eingedrungen war.
Die Hauptplatine lässt den Herstellungszeitraum an den gerouteten Leiterbahnen erkennen. Heute werden die Leiterbahnen in geometrisch festgelegten Richtungen und Winkeln
verlegt, während in den 80er/Anfang90er Jahren noch "Kringel und Locken gehäkelt wurden". Insgesamt ein aufgeräumtes Inneres, wobei durch die für damals enge
Bestückung immer noch Übersicht besteht.
Natürlich ist man bei jedem Gerät neugierig, ob es noch Töne von sich gibt und wenn ja, welche? Also wurde das Netzgerät auf 100 mA Strombegrenzung und 6 V eingestellt
und siehe da, es funktioniert auf allen Bändern mit guter Trennschärfe und sauberem Klang - sogar ohne die Teleskopantenne. Warum wurde das schnuckelige Radiochen
weggeworfen, wenn es doch geht? Die Antwort auf diese Frage ergab sich, nachdem die Rückwand wieder montiert und Batterien eingelegt waren. Kein Ton, kein Lebenszeichen.
Der ehemalige Besitzer war wohl sehr ungeduldig und technisch wenig interessiert. Geht nicht, also hopp.
Die Lösung war schnell gefunden. Die Stromübertragung vom Batteriefach (in der Rückwand) wird nicht über Kabel oder Steckverbindungen, sondern über Kontaktfedern zu
den Platinen im Gehäuse hergestellt. Da die Federn verbogen waren, kam der notwendige Kontakt nicht zustande. Die folgenden Bilder zeigen die Federkontakte und die
Gegenkontakte auf den Platinen.
Sogar die Teleskopantenne wird auf diese Weise kontaktiert
Eine Besonderheit bei diesem Gerät ist außer der Möglichkeit, ein externes Netzteil anzuschließen, eine Quasi doppelte Stromversorgung mit Batterien. Vier Monozellen (D) stellen
die Hauptstromversorgung dar. Zuzüglich werden noch 3 Zellen (AA) eingesetzt, die als Datensicherung und Notstromversorgung fungieren. Da u. A. 45 Stationsspeicher, die
Uhrzeit usw. bei einem Austausch der Monozellen verloren gingen, werden diese Speicher durch die drei Zellen (AA) gepuffert (heute ging es auch ohne Backupbatterien).
Abschließend noch die obligatorischen Reinigungsarbeiten und die Endkontrolle. Und so wird er nun an meine Holde abgegeben.
Die umfangreiche, aber trotzdem übersichtliche Tastatur für Eingabe und Aufruf der Stationsplätze. Oben rechts die Einschalttaste, daneben die Beleuchtung für das Grafik-LCD.
Die Rückwand mit einem abklappbaren Ständer, sodass das Radio schräg gestellt werden kann. Unten das Batteriefach.
So, jetzt hat er es wieder warm und trocken.
Gruß
Wilhelm
weil er keinen Ton mehr herausbrachte. Und so wartete er im Schrottcontainer im strömenden Regen und unter vielen weiteren
elektrischen Invaliden auf sein baldiges Ende. Das Schicksal wollte es jedoch anders. Da ich einigen Computerschrott entsorgen mußte,
entdeckte ich ihn und plötzlich lag er im trockenen Kofferraum. Er, damit meine ich den ansprechenden Weltempfänger Roberts RC818.
Er stank fürchterlich nach Isoliermaterial und das Wasser lief heraus, aber er war äußerlich unbeschädigt und relativ sauber. Die Antenne
war vollständig und gerade und die Batterien im Batteriefach waren nicht ausgelaufen. Zuhause wurde er äußerlich mit destilliertem Wasser
abgewaschen, das Regenwasser herausgeschüttelt und dann zum Trocknen in einem beheizten Raum gestellt.
Die Trockenzeit (14 Tage) wurde teilweise dazu genutzt, im RMorg das Gerät zu finden, aber es war nicht dort zu finden. Auch im Internet
fand ich es zwar, jedoch keine ausreichende Information darüber. Durch Zufall las ich in einem englischen Forum einen Beitrag, der mich auf
die richtige Spur brachte. Sowohl Siemens, als auch Roberts hatten den Weltempfänger ATS-919CS der Firma Sangean, Chung Ho City
gecovert. Bei Siemens ist es der Typ RK670 und bei Roberts RC818. Die Geräte sind identisch, ausgenommen die Beschriftung. Jetzt
konnte man im RMorg und im Internet brauchbare Unterlagen finden, sogar ein deutsches Bedienungshandbuch. Hier erst mal die Grunddaten:
Hersteller/Anbieter: Roberts Radio Co Ttd., East Molesey, Surrey, UK
Identisch mit: Sangean ATS-818 CS und Siemens RK670
Typ: Weltempfänger, Reisegerät
Modell: RC818
Baujahr: 1992 - 1997 ?
Transistorbestückung: 65 Transistoren, 8 FETs, 12 ICs, Mikrocontroller
Stromversorgung: 3x1,5 V (Für Datensicherung), 4x1,5 V (für Spielbetrieb) oder spez. Netzteil
Wellenbereiche: FM (87,5 - 108 MH), LW (150 - 519 kHz), MW (520 - 1710 kHz), KW (1,711 - 29,999 MHz, 13 Subbereiche)
Bedienelemente: Drehknöpfe für Lautstärke und man. Bereichswahl, Tasten für Power und Licht, Tastenfeld für digitale Einstellung, Tasten für integriertes Kassettenlaufwerk
Anzeige: Grafik-LCD beleuchtet
Gehäuse: Thermoplast, schwarz
Gehäuseabmessungen: 296 x 192 x 68 mm
Gewicht netto: 2,0 kg
Besonderheiten: 45 Speicherplätze, BFO, digtale Frequenzeinstellung und Anzeige, Kassettenlaufwerk für Aufzeichnung und Wiedergabe,
Neupreis: 499 DM
Als ihn meine Frau entdeckte, hatte er sofort eine neue Besitzerin, und damit rückte er in der Warteschlange zur Werkbank ganz nach vorn. Nach 14 Tagen war er gut getrocknet
und es waren keine Wasserflecken zurück geblieben. Auch der penetrante Gestank war vollständig verschwunden. Nachdem die Rückwand entfernt war, konnte man erkennen,
daß fast kein Wasser ins Gehäuse eingedrungen war.
Die Hauptplatine lässt den Herstellungszeitraum an den gerouteten Leiterbahnen erkennen. Heute werden die Leiterbahnen in geometrisch festgelegten Richtungen und Winkeln
verlegt, während in den 80er/Anfang90er Jahren noch "Kringel und Locken gehäkelt wurden". Insgesamt ein aufgeräumtes Inneres, wobei durch die für damals enge
Bestückung immer noch Übersicht besteht.
Natürlich ist man bei jedem Gerät neugierig, ob es noch Töne von sich gibt und wenn ja, welche? Also wurde das Netzgerät auf 100 mA Strombegrenzung und 6 V eingestellt
und siehe da, es funktioniert auf allen Bändern mit guter Trennschärfe und sauberem Klang - sogar ohne die Teleskopantenne. Warum wurde das schnuckelige Radiochen
weggeworfen, wenn es doch geht? Die Antwort auf diese Frage ergab sich, nachdem die Rückwand wieder montiert und Batterien eingelegt waren. Kein Ton, kein Lebenszeichen.
Der ehemalige Besitzer war wohl sehr ungeduldig und technisch wenig interessiert. Geht nicht, also hopp.
Die Lösung war schnell gefunden. Die Stromübertragung vom Batteriefach (in der Rückwand) wird nicht über Kabel oder Steckverbindungen, sondern über Kontaktfedern zu
den Platinen im Gehäuse hergestellt. Da die Federn verbogen waren, kam der notwendige Kontakt nicht zustande. Die folgenden Bilder zeigen die Federkontakte und die
Gegenkontakte auf den Platinen.
Sogar die Teleskopantenne wird auf diese Weise kontaktiert
Eine Besonderheit bei diesem Gerät ist außer der Möglichkeit, ein externes Netzteil anzuschließen, eine Quasi doppelte Stromversorgung mit Batterien. Vier Monozellen (D) stellen
die Hauptstromversorgung dar. Zuzüglich werden noch 3 Zellen (AA) eingesetzt, die als Datensicherung und Notstromversorgung fungieren. Da u. A. 45 Stationsspeicher, die
Uhrzeit usw. bei einem Austausch der Monozellen verloren gingen, werden diese Speicher durch die drei Zellen (AA) gepuffert (heute ging es auch ohne Backupbatterien).
Abschließend noch die obligatorischen Reinigungsarbeiten und die Endkontrolle. Und so wird er nun an meine Holde abgegeben.
Die umfangreiche, aber trotzdem übersichtliche Tastatur für Eingabe und Aufruf der Stationsplätze. Oben rechts die Einschalttaste, daneben die Beleuchtung für das Grafik-LCD.
Die Rückwand mit einem abklappbaren Ständer, sodass das Radio schräg gestellt werden kann. Unten das Batteriefach.
So, jetzt hat er es wieder warm und trocken.
Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht
von Fallersleben
so ist es gut, so ist es recht
von Fallersleben