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Reparatur Ingelen 540W (von Andreas_P)
#1
Hallo Freunde,

ich bin nun auch endlich zu meinem Ingelen 540 W gekommen. Er stand einige Tage bei eBay mit Sofort-Kauf-Option. Ich habe länger überlegt, weil dieses Gerät kaum reparierbar ist. Der ZF-Verstärker stellt einen vor besondere Probleme, die es gilt zu lösen. Meist wurden die Probleme, hier zum Schluß oft bei diesen Geräten, mit Gwalt gelöst. Und wieder war solch ein schönes Gerät zerstört. Hier erst mal das Bild. Dann folgt mein Bericht.

   
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#2
Hallo Andreas Smile

Ein schönes Radio hast Du da. Ich bin auf Deinen Bericht gespannt,
und hoffe daß Du das hinkriegst mit dem ZF~Verstärker.

Gutes Gelingen & beste Grüße von Peter
~~~~~ DE - MV  /  Connected ~~~~~
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#3
Hallo Freunde,

ich habe nach Erhalt des Gerätes zunächst mal eine "Bestandsaufnahme" gemacht. Das Chassis macht einen insgesamt guten Eindruck. Kaum Rost, das Hauptchassis ist eh aus Alu. Die beiden Stahlröhren ECH11 und EBF11 befanden sich im "unbrauchbar" Bereich. Also ersetzen. Das mag. Auge, die EM11 ist neu! Die Skala mit Anbauteilen alles sehr sauber gereinigt. Unter dem Chassis wurden Kondensatoren ersetzt. Allerdings modernere. Trotzdem, die werden gelassen. Insgesamt ein fachmännisch überholtes Chassis.

   

   

   



Wenn da nicht....

Die HF wäre! Und hier tat sich nichts. Beim einstecken der Langdraht-Antenne kaum ein Knacken. Also, auch der ZF-Verstärker funktioniert nicht richtig und der Oszillator ist ausgefallen.

Zur Information. Steckt man eine Antenne an ein Radio, an dem der Oszillator ausgefallen ist und es knackt, dann kann man davon ausgehen, dass zumindest im ZF-Verstärker noch etwas Leben ist.

Die Verursacher des Oszillator-Ausfalls waren schnell gefunden. Es waren 2 Verkürzungs-Kondensatoren (1 x LW und 1 x MW), die ihre Kapazität verloren hatten. Ich hatte den Meßsender in die Antennenbuche gesteckt und mit mittlerer Leistung die Bänder abgesucht. Nur leises Pfeifen war zu hören. Auch war das empfangene Signal recht breitbandig. Also, der ZF-Verstärker muss instand gesetzt werden. Seine Empfindlichkeit hat er auf 128 Khz. An sich eine ZF, die um diese neuere Zeit gar nicht so oft verwendet wurde. Österreich hatte sie viel unter Verwendung und bei Philips-Geräten traf man diese Frequenz oft an.

Mit Abnahme der Bandfiltergehäuse sah man schon die Arbeit, die vor einem lag. In der Abgleich-Anleitung für dieses Gerät steht im Empfänger Vade-Mecum folgender Satz:

Die Spulen sind in der Fabrik eingestellt und die Eisenkerne verkittet. Eine Veränderung der Selbstinduktion ist nicht zu erwarten. Die Kerne sind   n i c h t   verstellbar. Ein Versuch, diese trotzdem zu verstellen, würde unweigerlich zu einer Zerstörung der Eisenkerne führen.

Viele haben dann versucht, die Kerne mit Aceton frei zu bekommen. Dann sind die Spulenkörper gleich hin! Wenn man nun solch ein Radio bekommt, ist hier meist die Arbeit beendet. Ich hatte schon ein paar Anläufe genommen. Aber jedesmal waren die Filter nur noch ein wahres Trümmerfeld. Traurig.

Der Zustand dieser Bandfilter war an sich recht gut. Alle kerne waren los und  -  natürlich verstellt. Die Spulenkörper der ZF hatten angegriffene Gewinde. Die Kondensatoren der Schwingkreise (ZF) hatten unterschiedliche pf-Werte. sie waren schon mal ersetzt. Im Schaltbild keine Angaben zu den Parallelkapazitäten. Das waren nur Kondensatoren eingezeichnet.

Eine ausführliche mail habe ich dann an unseren hilfsbereiten Radiofreund Harald geschickt. Harald schrieb sinngemäß. Die Spulenkerne sind festgelegt. Die angegebene ZF erreicht man durch entsprechende Kondensatoren. Nicht, so wie wir das gewohnt sind z. B. 4 x 170 pf.

Als ich den Meßsender auf die Frequenz 128 Khz einstellte und auf das Gitter der ECH11 legte, war meine Euphorie völlig dahin. Der ZF-Verstärker war auf einigen Frequenzen mehr oder weniger empfindlich, aber nicht auf der 128 Khz.

Ich hatte mir die Problemlösung so vorgestellt: Die ZF-Kreise erst einmal einzeln auf die 128 Khz bringen. Um mir die Kreise besser unter die Lupe nehmen zu können, befreite ich das Steuergitter der EBF11 von allen anderen Leitungen. einen Widerstand habe ich vom Gitter an die Masse gelegt. Dann den Meßsender über einen kleinen Kondensator angeschlossen.

Noch einmal! Bitte das Meßsendersignal abschwächen. Der ZF-Verstärker regelt dann zu. Nun habe ich für beide Schwingkreise die Parallelkapazitäten experimentell ermittelt. Tatsächlich, die Kondensatoren müssen unterschiedliche Werte haben. Die beiden Schwingkreisspulen waren dann schon mal auf 128 KHZ und nur dort empfindlich. Nun habe ich die Röhre wieder über das Bandfilter mit der ECH11 verbunden. Die Empfinglichkeit hatte sich sehr deutlich gesteigert. Dieselbe Arbeit hatte ich dann an den beiden vorderen Spulen vorgenommen. Nach vielen Stunden war der ZF auf 128 KHZ.

Jetzt kommt der Pferdefuß! Die Bandfiltergehäuse müssen ja wieder über die Spulen gebaut werden. Das würde die Kreise ja wieder verstimmen! Ich habe die in den Bandfilterspulen steckenden Kerne, nur für diesen einen Nachabgleich, drehbar gemacht. D. h. die Bandfiltergehäuse kommen auf Ihre Spulentürme. Danach etwas auf Resonanz drehen und gut.

Jetzt konnte man auf der ZF von 128 ein sehr selektives Signal hören. Selbst bei Linksanschlag, also kleinstem Pegel des Meßsenders ist der mag. Auge auf Totalausschlag der 4 Sektoren. Bis hier hat sich meine Arbeit gelohnt.

Hier stellt man sich natürlich die Frage, wie kann es überhaupt sein, dass die ZF so instabil wird? Leute vergeßt nicht, diese Geräte sind nicht für 80 jährige Laufzeit programmiert. Die Kondensatoren altern und ich vermute mal, die Induktivität der Spulen wird sich auch verändern. Die Arbeiten sind schwierig weil:

1. die Kerne festgelegt sind. Es besteht keine Möglichkeit des Nachstimmens.

2. die Kondensatoren ihre Werte teilweise verloren haben.

3. man kann sich noch so viel Mühe geben, sind die Kerne fest gelegt, verändert sich die beste Resonanz
    spätestens mit dem Aufsetzen des Filtergehäuses. Trimmer gibt es auch nicht. Also - fatal, das Ganze! Hier wird manch   Unerfahrener dann spätestens "giftig" und aus ist es mit dem schönen Radio. Zumindest mit der Funktion.

Ich vermute, dass die Bandfiltereinbauten unter Berücksichtigung der Gehäusedämpfung ab Werk montiert und abgeglichen wurden. Dann kam der Kitt!

Sicherlich gibt es hierzu noch einige interessante Diskussionen. Danken möchte ich dem Harald für seine wertvollen Ausführungen und DiRu aus Berlin für sein überaus freundliches Hilfsangebot.

Ja, der Bericht ist recht lang geworden. Der ist ja noch nicht zu Ende. Der Oszillator und die Vor- und Mittelstufe benötigen auch noch etwas Abgleich. Die Kurzwelle ist bei diesem Radio voller Sender. Bei vielen ist das mag. Auge bis zum Vollausschlag ausgesteuert mit hervorragender Trennschärfe.

Ich möchte Euch hier mal die ZF-Kreise zeigen.

Hier als Erstes der ZF Kreis 3 und 4. Hier sieht man die provisorisch vom Vorbesitzer in die Spulenkörper geschraubten Kerne

   

Jetzt die ZF-Filter mit den passenden Kondensatoren. An dem ZF-Kreis 1 und 2 wurden die Kondensatoren von hinten verlötet.
Zu den Kernen der Filter 1-2 Der Kern im unteren Filter ist nicht zu bewegen. Ich habe das auch so belassen. Der obere Kern ist original und kann normal verdreht werden.

   

   

Schaut mal, wie das mag. Auge ausschlägt, wenn man die ZF von 128 Khz anwählt. Dies bei kleinstem Ausgangspegel. Und das mag. Auge leuchtet...herrlich!


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Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#4
Hallo Andreas,
ist ja toll, was Du Dir immer für eine Arbeit machst, um die oberhalb des "Renteneintrittalters" angesiedelten Radios wieder in Schuss zu kriegen.
In Bezug auf die ZF- Kreise und - Filter möchte ich Dir aber vorschlagen, mal einen anderen Weg zu gehen. Wenn Du nacheinander die ZF- Filter wieder auf die richtige Frequenz kriegen willst, ist doch das Einfachste, diese Arbeit effektiv mit einem Grid- Dipper zu erledigen. Zum Freischalten der Kreise einfach die Röhre ziehen, das reicht schon im allgemeinen. Blechhaube runter, die Ankoppelspule mit ihrer Längsachse axial zur Kreisspule halten und mit dem Dipper den Resonanzdip suchen. Wenn er sichtbar ist, Frequenz ablesen und dann bei Abweichung von der gewünschten ZF- Frequenz entscheiden, ob der Kondi verkleinert oder vergrößert werden muss.
Man kann auch die Blechhaube dran lassen und den Dipper direkt elektrisch einkoppeln. Auf jeden Fall ist das nicht so umständlich, wie mit einem Prüfgenerator.
Übrigens, wenn die Filterhauben aus Alu oder Kupfer sind, kann ich nicht so recht, besonders bei niedrigen ZF- Frequenzen, nachvollziehen, dass die Haube beim Aufsetzen die Kreise verstimmt, denn die Abschirmhauben sind meist aus Alu oder Kupfer und die sind diamagnetisch. Deshalb sind ja die Stifte beim Abgleichbesteck neben Keramik und Plast oftmals aus Alu oder Messing, damit sie die Einstellung nicht verfälschen.
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#5
Hallo Freunde,

gestern ist es mir nun gelungen, den Abgleich an dem Gerät durchzuführen. Nach Einbruch der Dunkelheit ist das gesamte MW-Band voll mit internationalen Sendern. Die Kurzwelle kommt auch sehr gut herein. Langwelle, ja da kommt nicht viel Brauchbares.

Eine Frage, die ich noch hätte: Ich habe ja Ferritkerne aus einem 455 ~ Khz Gerät verwendet. Da das Gewinde ja nun sehr angegriffen ist, habe ich dünnere Kerne verwenden müssen. Dickere passen nicht hinein. Reicht eigentlich ein 455 Ferritkern für diese Zwecke aus, oder muss man doch welche für 128~Khz verwenden? Am linken Schwingkreis sind die Kerne vom Vorbesitzer original belassen.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#6
Kerne mit Optimum für 455kHz gehen natürlich auch für 128kHz. In so weit besteht kein Problem, wenn damit abgeglichen werden kann.
Schwieriger wäre der umgekehrte Fall. Meist funktionieren Ferrite, die für tiefe Frequenzen optimiert sind, bei hohen Frequenzen nicht mehr so gut, z.B. weil sie dann zu große Verluste haben.

MfG DR
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#7
Bandfilter liegen bei mir auch einige rum, Ich kann sie ja mal nach KW mitbringen. Vielleicht habe ich da auch passende Kerne für dich.
Kann man das nicht mit einen einfachen Exciter auch prüfen ob und in welcher Frequenz der Bandfilter arbeitet ?
Einige haben das ding ja nachgebaut, ich auch Smile

http://radio-bastler.de/forum/showthread...ht=exciter
Habe immer soviel Arbeit, dass ich mir eine aussuchen kann. Smile

Grüße Frank, der Moschti
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#8
Ja, wieder einmal sehr schöne Arbeit Andreas! Die Rettung des Unrettbaren.

Übrigens gibts es beim Abgleich der ZF-Filter folgenden Trick:
Man misst die Mittenfrequenz des Filters einmal mit aufgesetztem Abschirmbecher und einmal mit abgenommenem. Man notiert sich die durch Aufsetzen des Schirmbechers beobachtete Frequenzverschiebung, notiert sich den Wert, nimmt den Becher ab und vergrößert nun das Parallel-C solange, bis dieselbe Frequenzverschiebung in Richtung niedrigerer Frequenzen erhalten wird. Nun setzt man den Becher wieder auf und die Frequenz ist korrekt.

Diese Vorgehensweise wurde z.B. von PHILIPS gewählt, als man die nicht abstimmbaren ZF-Filter entwickelte, eingesetzt z.B. im 208 U. Diese Filter besitzen keinerlei Abgleichvorrichtungen - der Induktivitätsabgleich erfolgt über die Sicken im Alubecher (siehe hier in RM.org).

Betrachtet man die Auswirkung von leitenden Materialien, ich will sie mal "Störkörper" nennen, die man in das zeitlich veränderlichen Magnetfeld/Streumagnetfeld einer Spule bringt, also in ein Wechselfeld, so wie es ja auch von einer Hf-Spule erzeugt wird,    so muss man zwischen 2 unterschiedlichen Effekten unterscheiden:

(i) dem Einfluss auf das Magnetfeld und somit auf die Induktivität der Spule, und

(ii) dem Einfluss auf die Verluste der Spule, was zu einer Verringerung der Güte und somit in Schwingkreisen zu einer Vergrößerung der Bandbreite des Schwingkreises führt.

zu (i)
Der Einfluss auf die Induktivität (z.B. durch einen Abschirmbecher oder andere leitfähige Strukturen im magnetischen Wechselfeld) kommt dadurch zu Stande, dass das Magnetfeld in sie hineingreift und in der leitenden Struktur Kreisströme antreibt -> so-genannte Wirbelströme. Diese Wirbelströme erzeugen ihrerseits ein Magnetfeld, das das von der Spule erzeugte Magnetfeld schwächt. Eine Schwächung des Magnetfeldes ist aber gleichbedeutend mit einer Reduktion der Spulen-Induktivität.

Nun fällt einem auf, dass bisher noch garnicht von den Begriffen Ferro-, Para- und Diamagnetismus gesprochen wurde. Das liegt daran, dass dieser "Rückschlageffekt" der Wirbelströme auf das ursprüngliche Magnetfeld immer auftritt, unabhängig von den magnetischen Eigenschaften - solange das Material nur leitend ist. Ferro-, Para- und Diamagnetismus beeinflussen nur die räumliche Verteilung des in den "Störkörper " eindringenden Magnetfelds, und somit auch die räumliche Verteilung des Wirbelstromfeldes.

zu (ii):
Und welchen Einfluss hat nun die elektrische Leitähigkeit des Störkörpers? Sollte man einen Spulen-Abschirmbecher besser aus Eisen oder besser aus Gold machen, also lieber aus einem schlechten elektrischen Leiter oder aus einem guten Leiter?
Die Antwort: Aus einem gut leitenden Material! Je schlechter leitend das Material ist, durch das die Wirbelströme getrieben werden, je höher ist der Leistungsumsatz "i^^2 R" im Störkörper. Mit anderen Worten: Umso mehr Energie wird dem Spulenmagnetfeld entzogen -> um so schlechter wird die Spulengüte.
Das ist also der Grund, warum man für Spulen-Abschirmbecher  Aluminium oder Kupfer verwendet - wegen ihrer guten elektrischen Leitfähigkeit.

@Frank: Ja, der Exciter eignet sich natürlich perfekt für die Überprüfung der Bandfilter-Mittenfrequenz. Im vorliegenden Fall war die Geschichte deswegen so kompliziert, weil jemand bereits an den Kernen der ZF-Filter herumgekurbelt hatte und dann auch noch andere Schwingkreis-Kondensatoren eingebaut hat. Das musste der arme Andreas alles rückgängig machen. Aber es ist ja geglückt.

Wie DiRu schon schrieb: Die Kerne sind "down-compatibel" Solche für 480kHz kann man zwar für 128 kHz Filter verwenden (und solche für 10,7MHz für 480kHz), aber meist nicht umgekehrt. Der einzige Nachteil liegt darin, dass der erzielbare Induktivitätshub (Kern drinnen <-> Kern draußen) nicht so groß ist, wie bei Verwendung der Originalkerne für 128kHz.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#9
Hallo Andreas!

Wirklich ein tolles Radio. Fein, dass Du es wieder fit bekommen hast. Thumbs_up
Beste Grüsse

Thorsten


"Das Leben ist nichts weiter als das Proben für eine Vorstellung, die niemals stattfindet."

(Die fabelhafte Welt der Amelie)
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#10
Respekt, Andreas  Smiley53

Es freut mich sehr, daß Du sogar schon so viele Sender "einfangen" konntest.
Yippie, wieder ein Radio gerettet  Thumbs_up

Beste Grüße aus MV, von Peter
~~~~~ DE - MV  /  Connected ~~~~~
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#11
Hallo, Andreas,
sehr beeindruckend wie Du das Ingelen wieder den alten Glanz gegeben hast.
Gruß,
Ivan
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#12
Hallo liebe Leser!

gestern kam mir zu dem ZF-Verstärker des Ingelen endlich die Idee. Aber vorab. Der Frank (Moschti) war ja so nett, mir Hilfe mit Ersatzkernen für die ZF-Filter anzubieten. Frank, vielen Dank an Dich!

Das Problem bei diesen Kernen ist aber, dass ich in meiner Bastelzeit kaum erlebt habe, dass ein Spulenkern in einen anderen Filter paßt. Aiuch wenn Frank jetzt eine Sammlung Filterkerne mit gebracht hätte,  dann könnte man leider immer noch nicht sagen, was da paßt.

Eine Idee hatte ich, die ich mir auch für die Instandsetzung zerstörter Spulenköper merken werde. Nach den Ausführungen von Harald und DiRu war ja nun kar, dass ich ruhig 455 Khz-Kerne für die Filterspulen verwenden kann. Aber, wie oben schon geschrieben, manche waren dicker als der Spulenkörper. Dünnere Kerne hatte ich ja schon verwendet. Provisorisch mit Gummiband an das noch vorhandene Gewinde gedrückt. Der Harald würde sagen, "im Grunde genommen Murks". Man hätte das so machen können, wie der Urzustand war. Kerne fest legen (Kitt) ZF-Angleich nur mit Kondensatoren, Festkondensatoren wohlgemerkt.

Ich bin einen anderen Weg gegangen. Ich habe mir vom Chassisschrott einen Bandfilter geöffnet.. Den Körper der Bandfilterspule könnte man nämlich als neues Gewinde nehmen. der dort drinnen sitzende Ferritkern ist ja vorhanden.

Ich habe mir mit der PUK-Säge 2 Spuleneinsätze gefertigt. Dazu habe ich mit dem Dremel die vorhandenen Spulenkörper etwas erweitert und die Spuleneinsätze dort eingeklebt. Setzt man jetzt die ZF-Gehäuse wieder auf und die ZF verändert sich etwas, dann kann man nun die Kerne der Spulenkörper verstellen, um das auszugleichen.

   

Problem vollständig gelöst.

Das Gerät funktioniert jetzt sehr schön. In den Abendstunden kann man sehr viele Sender auf der MW hören. Auf Kurzwelle geht das den ganzen Tag.

Allerdings muss ich sagen, das merkt man ja nur in den Abendstunden, ist das Radio nicht das empfangsstärkste. Aber der ZF-Verstärker hat wieder eine hohe Trennschärfe und die Wiedergabe ist auch sehr schön.

Mein Wunsch, diesen Ingelen irgendwann noch zu besitzen ging in Erfüllung. In Anbetracht der abendteuerlichen Kostruktion bin ich auch mit dem Radio zufrieden.

Es sei aber den Anfängern unter uns angeraten, sich nicht auf das Abenteuer mit dem Ingelen 540 einzulassen.  Das Gerät fordert einen schon. Ob ich noch einen davon reparieren möchte? Och nee...
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#13
Hallo Andreas,
na, das ist ja richtig toll geworden! Auf, auf zum nächsten Projekt!
Nein, MURKS würde ich doch nie sagen. Ich würde nur mit schmerzerfülltem Gesicht himmelwärts schauen.

Bei gleichen Original- und Austauschwickelkörperdurchmessern gibt es übrigens noch die Möglichkeit, den Originalkörper zu zerstören (vorsichtig mit der Flachzange zerdrücken), die Brösel aus der Spule zu ziehen und den Ersatz-Wickelkörper hineinzuschieben. Das geht natürlich nicht so ganz einfach, weil sich bei der Prozedur die innersten Spulenwindungen lösen. Dann muss man ein paar Windungen herausziehen, bis man genug Luft hat, um den Ersatz-Wickelkörper hineinzuschieben ... ohne weiteren Schaden anzurichten. Den geringen Induktivitätsverlust durch die paar fehlenden Windungen kann man meist verschmerzen.

Diese Methode hat sich bewährt, wenn einem bei einer Kreuzwickelspule der von innen kommende Draht abgerissen ist.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#14
Hallo Harald,

ja, das hatte ich auch erst in Erwägung gezogen. Dann hatte ich mich das aber doch nicht so recht getraut. Ich hatte Angst, dass mir nachher vielleicht die inneren Windungen zerreißen. Bei einer 455 Khz-Spule hätte ich das so versucht. Aber so ist die Situation gerettet. Ja, wenn da nicht noch das Gehäuse wäre.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#15
Na Andreas,

wenn Du das Chassis so gut restauriert hast, dann ist das Gehäuse doch für Dich die kleinste Übung!
Viele Grüße aus Loccum, Wolfgang

Wer niemals fragt, bekommt nicht einmal ein Nein zur Antwort.

In Memorandum 2018
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#16
(09.06.2016, 13:31)radioljub01 schrieb: Nein, MURKS würde ich doch nie sagen. Ich würde nur mit schmerzerfülltem Gesicht himmelwärts schauen.

Sehe ich bildlich vor mir Big Grin

Watt Ihr immer Tricks drauf habt, gut gelöst Andreas!
Gruß,
Uli
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#17
Tja, Wolfgang,

wenn das immer so einfach wäre. Nach entsprechender Vorbereitung. Das schreibe ich im Bericht für "Lackprobleme", hatte ich das furnier durch wässern so weit, dass es sich wunderbar anheben ließ. Ich war richtig euphorisch. Klappte prima. Dann die Ernüchterung. Die dunklen Stellen im Furnier waren Auflösungen. Hervor gerufen durch etwas, das da drauf stand. Evtl. Säure oder ein anderes Zeug. Jedenfalls blieben diese Stellen auf dem Grundholz kleben. Das waren dann so Schuppen. Fazit. Das Furnier hat ein Riesen Loch und das Obereitel ist nicht mehr zu retten. Gerade wegen der schönen Furnier-Optik habe ich mir das Gerät gekauft. Es gibt ja nun erlesene Furniere. Das Deckfurnier besteht aus 4 Teilen. Die müssen von der Mitte ausgehend nach außen verzweigen. Nur so sieht das schön aus. Das kann man ja bestellen, kostet aber. Mit meinen Furnieren bekomme ich da so eine langweilige Optik hin, die ich nicht haben will. Ein erschwerendes Datail will ich Euch noch schildern. Wenn man sich das Gehäuse oberhalb ansieht, dann hat  das Gehäuse eine rundum laufende Holzleiste aus Echtholz. Diese Leiste hat nach oben hin einen Überstand von 1 mm. Die 4 Teile müssen so eingepaßt werden, dass a) die Maserung in der Mitte haargenau zusammen paßt. Dann müssen die 4 Blätter so nach außen geschnitten werden, dass sie bis zum Anschlag der Leiste gehen. Die 2 Rundungen einbezogen. Das Ganze muß sowas von genau erfolgen... Ich mache ja schon viel. Aber ob das so richtig wird? Wahrscheinlich ist es ratsamer, das Gehäuse erst mal zu lagern und zu beobachten, ob es nicht mal irgendwo eine Ruine gibt, an dessen Gehäuse das Furnier noch i. O. ist. Ich möchte mir nicht für gutes Geld ein edles Furnier kaufen und dann vermurksen.  Ähnlich wie mit meinem Stassfurt. Oder man sucht gezielt ein Gehäuse. Ich bin ja auch Mitglied in der GFGF. Das Ding muß ja nicht heute und nicht morgen fertig sein. Alle weiteren Maßnahmen, um das Furnier herzustellen wären Pfusch, man könnte das tun. aber so etwas möchte ich mir nicht hin stellen.

Ihr seht also, dieses Gerät verfolgt mich schon wieder. Es soll einfach nicht sein. Ich glaube, der Philipp hat mal etwas von Murphy's Regeln oder so geschrieben?! 

Ich habe Euch mal 3 Bilder angehängt. Dort kann man gut sehen, wie sich das Furnier nach Wässerung anhob. Das hätte so gut klappen können. Dann kamen die faulen Schuppen. Ihr seht das im Bild (das schwarze) Und dann kam nach wegwischen das große Loch!

Uli und schreib mir ja nicht, da kannst du doch etwas drauf stellen! Smile

   

   

   

Ja, auch so enden manche Überholungen. Aber warten wir es mal ab.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#18
Hallo Andreas  Smile

Oje, das ist ja ärgerlich. Ich hoffe Du findest mit Geduld und einer glücklichen Fügung eine Lösung,
oder ggf. eine Alternative.

Beste Grüße, von Peter
~~~~~ DE - MV  /  Connected ~~~~~
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#19
Hallo Freunde,

ja, man muß nach solchen Sachen erst mal etwas "abkühlen". Also, Gehäuse in die Ecke und nachdenken. Ich habe einen guten Radiofreund im Nachbarforum. Der hat dort so perfekt einen Ingelen Geographic von oben furniert. Mal sehen, was er an Tips hat. Bleibt also interessant!
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#20
Hallo Freunde,

so genug mit ärgern und in die Ecke stellen. Das Gehäuse wird gemacht. Ihr bekommt da von mir in Wort und Bild. Es ist doch wieder einiges Interessante zu sehen.

Als Erstes muss natürlich das alte, labile Furnier vom Gehäuse herunter. Dazu nimmt man ein altes Bügeleisen und einen dickeren Baumwollappen. Möglichst etwas dickeres, damit es das Wasser gut aufnimmt. Der Lappen wird auf das zu entfernende Furnier gelegt. Ich warte dann immer einige Minuten und gebe dann das Bügeleisen drauf. Der entstehende Wasserdampf zwischen Lappen und Furnier löst  sofort den Leim an. Man kann dann das Furnier schön mit dem Spachtel aufnehmen. Diese Arbeit ist innerhalb kurzer Zeit erledigt.

   

 Nach dem Abtrocknen, hier der Oberfläche, muß unbedingt noch einmal, am Besten mit dem Schwingschleifer, nachgeschliffen werden. Es sind manchmal noch Unebenheiten auf dem Grundholz vorhanden. Die müssen unbedingt entfernt werden, damit die Partikel sich nicht durch das Furnier drücken.

Ich habe hier geplant, das restliche Gehäuse nicht weiter zu bearbeiten, d. h. der Lackauftrag soll am Restgehäuse erhalten werden.

Schaut Euch mal oberhalb die Wasserflecken an. Die sind schon recht ausgeprägt.

   

 Wasserflecken entfernt man mit etwas leicht reibendem wie Sidol z. B. Zahnpasta geht aber auch. Die Flecken gehen bis auf minimale Schleier weg. Man muss den Lack dann noch etwas mit Möbelpolitur behandeln.

   



Wie geht es jetzt mit dem Gehäuse weiter? Unser Gehäuse hat an den Kanten rundliche Leisten, die sind nur gefärbt, nicht furniert!

   

 Bei vielen Gehäusen ist die Oberfläche bis auf die Ränder plan. D. h. die Fläche ist gerade auslaufend. So etwas ist vom Furnieren her die einfachste Übung.

Bei rund auslaufenden Abschlußleisten unterscheidet man 2 Ausführungen. Bei hochwertigen Radios sind die Leisten so gefräst, dass das Furnier an die Abschlußkanten der Holzleisten stößt. Dieses ist die komplizierteste Arbeit. Die Furnierstücke müssen millimeter genau eingepaßt werden. Furnier mit Leim arbeitet!

Hier wurde das Furnier über die Rundkanten geleimt. Man muß dann die Überstände mit einem scharfen Messer etwas abschneiden. Jetzt mußt mit grobem Schmirgelpapier in einem gewissen Winkel unter Verwendung eines Schleifklotzes das Furnier an den Kanten angeglichen werden. Wenn Ihr mal auf das Bild seht, so ganz sauber war das auch nicht gewesen.

   


Aber, wie schon gesagt, das Furnieren ist bei glatten Holzleisten einfacher. Das Anschleifen muß sehr sorfältig erfolgen. Man kann aber durch Holzfarbe viel kaschieren.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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