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BLAUPUNKT 7W77
#1
Im Sommer 1990, als ich mich noch nicht so sehr lange mit dem Sammeln und der Restauration alter Radios befasst hatte, fand ich bei einem Trödler diesen 7W77 - zum Preis von 150 DM. Das Gehäuse war in miserablem Zustand - und ist es immer noch. Das hatte mich damals aber nicht interessiert, sondern mich reizte es kollossal, das Gerät wieder zum Funktionieren zu bewegen.
 
Wie soll ich das jetzt am besten ausdrücken? Ich will mal so sagen: Man sollte eigentlich Sammler-Anfängern verbieten, sich an solchen Schätzen zu vergehen. Ich habe damals einfach flott angefangen, Kondensatoren und Widerstände auszutauschen, an den Spulenkernen herumzudrehen usw. - alles nicht besonders originalgetreu und ohne irgendwelche Abgleichvorschriften. Aber immerhin gab das Radio eines schönen Tages wieder Töne von sich. Allerdings nur sehr zaghafte.

Das spornte mich natürlich ungeheuer an, und ich kaufte mir im alteingesessenen Karlsruher Radiogeschäft "Radio Ade" zwei Endröhren AD1. Die alten Coke-Bottle AD1 waren wirklich fast tot und ließen sich auch kaum regenerieren. Die beiden neuen Röhren waren VALVO-Röhren  mit zylindrischem Glaskörper, so wie man sie auch in der Bildergalerie von  RMorg sieht. Für dieses Pärchen nahm mir der Laden damals 100 Deutsche Mark ab. Meine Frau stand neben mir im Laden und erkundigte sich beiläufig nach meinem Geisteszustand. Immerhin lief das Radio nach Einjustieren der Arbeitspunkte der beiden AD1 schon ein bisschen besser, na ja, jedenfalls lief es lauter als vorher.


Aber je länger ich an dem Gerät herumtüftelte, umso klarer wurde mir, dass da einiges fehlte bzw. kannibalisiert wurde. Nun wuchtet man nicht gerne jeden Tag die 32 kg aus dem Regal und irgendwann hatte ich es satt. Das Gerät geriet in Vergessenheit ... und staubte ein.
Dann kam vor 10 Jahren der fatale Tag, an dem ich das Gerät jemandem vorführte und bei dieser Gelegenheit fiel mir zum ersten Mal auf, dass eine der beiden AD1 in ihrem Sockel wackelte und leicht bläulich leuchtete. Ich zog die Röhre aus dem Gerät, und sie stürzte sich nach Lemming-Art in die Tiefe. Es sagte "Puff" und sofort kamen unsere neugierigen Katzen angerannt und hatten hinterher kleine Glassplitterchen an den Pfoten, die sie sich nur ungern entfernen ließen.


Da reichte es mir endgültig und das Radio wurde in die Schrottecke verbannt - bis ich vor einem Monat die Gelegheit hatte, günstig 3 Röhren vom Typ TUNGSRAM OP10/500 zu erstehen. Für RMorg habe ich die Kennlinien dieser Röhren ermittelt und es ergab sich, dass man sie - bei leichter Veränderung der Arbeitspunkte - anstatt der AD1 einsetzen konnte.

So habe ich mich nach all den Jahren wieder einmal an der 7W77 gesetzt und nun - nach 27 Jahren - verstehe ich viel besser, was das für ein tolles Radio ist - und was bei meinem Gerät so alles fehlt. Und natürlich beflügelte mich bei meinen jetzigen Arbeiten der Vorschlag von Andreas_P sich mal des Gehäuses anzunehmen.

Da ich gerade dabei bin, die Fußböden unseres Hauses zu renovieren, musste ich auch mein Radiozimmer ausräumen. Im Zuge dessen wurde auch der 7W77 durch die Gegend geschleppt, und das  nahm ich zum Anlass auch mal ein paar Photos zu machen, und ihn hier vorzustellen.

Zunächst die Daten:

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Hersteller: BLAUPUNKT
Typ: Superhet mit HF-Vorstufe und regelbarer Bandbreite. Umschaltbar auf Geradeaus-Empfang
ZF: 468 kHz

Modell: 7W77
Baujahr:
1937/1938
Fabr. Nr:
?
Röhrenbestückung: AF3, ACH1, AF3, AB2, AM2, AC2, AD1, AD1, RGN2004
Stromversorgung: Wechselstrom 110, 125, 220, 240V
Wellenbereiche:
LW, MW, KW

Bedienelemente:

Front:
- links Lautstärkeregler kombiniert mit Regler zur Entdämpfung der MW-Vorkreisspule bei Geradeausbetrieb. Zugkontakt für Stummschaltung.
- Mitte: Tonblende; Bandbreitenregelung - Wird der Bandbreitenregler ganz nach rechts gedreht (also Stellung "breit", wird das Gerät von Super- auf Geradeausempfang umgestellt.
- rechts: Sendereinstellung

Rechte Seitenwand:
Wellenbereichsschalter

Rückseite:
Kippschalter zur Klangfarbenänderung: "Hell / Dunkel"


Anschlussmöglichkeiten Rückseite: Antenne, Erde, Plattenspieler, externer Lautsprecher
Eingebaute Lautsprecher:  1 elektrodynamischer Tieftonlautsprecher und 1 Hoch-Hochtonlautsprecher
Gehäuse: Holz mit Makassar - Furnier
Abmessungen (BHT): 60 x 38,5 x 31,8 cm
Gewicht: 32 kg
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Die folgenden Schaltbilder wurde mir von Dietmar (DiRu) zur Verfügung gestellt:

           

Und nun nach der langen Vorrede ein paar Bilder des Gerätes mit flachgeklappter und aufgestellter Flutlichtskala:

                       

Was einem sofort unangenehm ins Auge fällt:
 
(i) Man sieht viele Furnierschäden, die wohl aufgrund der komplizierten Gehäuseform auch nicht so einfach zu reparieren sein werden.
 
(ii) Auf der rechten Seite der Frontblende gibt es ein Loch zu viel. Da die aus Zinkspritzguss gearbeitete Kegelradübersetzuing des Wellenbereichsschalters zerstört war, hatte jemand dessen Achse nach vorn  durch die Front herausgeführt. Diese Übsersetzung habe ich restauriert und die Achse wieder durch die rechte Seitenwand geführt. Allerdings ist der Knopf noch nicht original. Dazu später mehr im Abschnitt "Wellenbereichsschalter".

(iii) Die übliche Krankheit dieser Geräte ist die zerstörte Spiegeloptik des Magischen Auges. Ich habe bisher kein Gerät gesehen, bei dem diese Optkek noch intakt war. Sie bestand aus einem klappbaren Umlenkspiegel, der durch den das Magische Auge umgebenden Rändelring so verstellt werden, das man den Ausschlag des Auges aus verschiedenen Richtungen betrachten konnte. So sieht das aus, was noch übrig ist... nicht viel:

   

(iv) Auf dem Bild sieht man auch, dass der das Magische Auge (das hier bei den Reparaturarbeiten entfernt wurde) umgebende Zierbogen ausgebrochen ist. Wird man wohl mit Giessharz restaurieren können.

Nun wird das Chassis aus dem Gehäuse entfernt. Dazu muss man nach Lösen von 4 seitlichen Schrauben die obere Gehäuseabdeckung herauskippen. So sieht die Abdeckung nach der Demontage aus.

   

Und so der Blick ins Gehäuse nach Entfernen der Abdeckung:

   

 

Das ausgebaute Chassis aus verschiedenen Richtungen:

           

Wie man im 2. Bild sieht, steckte hier noch eine der alten, fast emissionslosen  Coke-bottle AD1 und die unversehrte AD1 von VALVO im Gerät.

Nun sieht man die gewaltigen Lautsprecher (24 cm Tiefton, 15,8 cm Hochton). Man kann sich schon vorstellen, was da mit einer 2 x AD1 Endstufe für ein Klang produziert wird.

   

Nach dieser allgemeinen Vorstellung komme ich nun zu den Details:


Umschaltung von Super- auf Geradeausempfang

Eine Besonderheit dieses Gerätes stellt neben seinem imposanten Erscheinungsbild und der ausgereiften Technik die Tatsache dar, dass man es zwischen zwei Empfängertypen umschalten kann: Überlagerungsempfänger und Geradeausempfänger. Nur wenige Empfänger dieser Epoche boten diese Option, eine Reaktion der BLAUPUNKT-Entwickler auf die immer dichtere Bestzung der Rundfunkbänder und der daraus resultierenden, bei Superhets immer häufiger werdenden lästigen Pfeiftonstörungen durch dicht neben der Spiegelfrequenz liegende Träger anderer Sender -> Interferenzpfeifen.

Das Konzept, dass man sich hier ausgedacht hatte war ausgesprochen pfiffig: Man verwendete einen möglichst großen Teil des Superhetempfängers weiter, schaltete aber einige Funktionen mit Hilfe eines 6-poligen Schalters um. Das möchte ich einmal anhand des ART-Schaltbildes etwas näher erklären, wobei ich die Umschaltkontakte mit den roten Buchstaben a - f gekennzeichnet habe:

   

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Schaltkontakte "a" und "b" (Kathodenleitung der Vorstufenröhre AF3)

Bei Superhetempfang sind "a" und "b" geschlossen. Die Kathode der AF3 liegt dann über 20nF auf Masse und über ein RC-Glied 250 Ohm par. 50nF und 15 Ohm auf einer Spannungsschiene, auf der auch die Kathoden der ACH1, der ZF-AF3, der AB2 und der AM2 "reiten" - eine in BLAUPUNKT - Supern der dreißiger Jahre häufiger angewandte Schaltungsvariante (siehe auch mein Beitrag zum 4W77).

Bei Geradeausempfang werden beide Schaltkontakte geöffnet. In diesem Fall liegt die Kathode über eine mit 50 nF gebrückten Reihenschaltung von 250 Ohm und 20 kOhm Poti par. 10kOhm am Hochpunkt einer kleinen Spule, deren kaltes Ende über 50 nF nach Masse abgeblockt ist und wiederum auf die vorher genannte Spannungsschiene führt. Hier noch einmal eine Skizze, wie die Verbindungen laufen:

   

Was hat es nun mit der kleinen Spule für eine Bewandtnis? Entfernt man die Abschrmhaube vom Vorkreis-Spulenturm, so erkennt man, dass es sich  um eine Spule mit einer (!) Windung handelt, die auf dem unteren Teil des MW-Spulenkörpers sitzt. Diese Spule dient dazu, die MW-Kreisspule je nach Stellung des 20 kOhm Potis mehr oder weniger zu entdämpfen, somit die Breite der Vorkreis-Resonanzkurve zu verringern und damit die Tennschärfe zu verbessern. Hier sieht man die Spulenanordnung:

   


Das 20 kOhm Entdämpfungspoti sitzt auf der gleichen Achse wie der Lautstärkeregler - ist mit ihm fest gekoppelt, also nicht separat bedienbar.

   

Eine ganz ähnliche kleine Koppelspule hatte ich schon im Tread über den SIEMENS Phonosuper K43 vorgestellt, wo sie ebenfalls dazu diente,  den Vorkreis zu entdämpfen und damit die Breite der Resonanzkurve zu reduzieren - also die Selektivität zu verbessern . Dies war da damals gezeigte Bild:

   

Natürlich stellt sich in diesem Zusammenhang auch die Frage, warum man bei Geradeausempfang nur auf MW zu diesem Mittel der Trennschärfeverbesserung griff - und nicht auch auf KW und LW? Das ist so zu erklären, dass Ende der dreißiger Jahre die Dichte starker Sender auf dem MW-Band dermaßen angestiegen war, daß man für eine saubere Trennung der einzelnen Sender einen ausreichend selektiven Empfänger benötigte. Während bei Superhetempfang die Bandbreite des ZF-Kanals ausreichende Selektivität garantierte, war das bei Geradeausempfang natürlich nicht der Fall. Daher also der Kunstgriff der Kreisentdämpfung.
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Schaltkontakt "c"
Der Fußpunkt der Primärseite des 1. ZF-Filters liegt bei Superhetempfang über 10kOhm an der Anodenspannungsschiene der HF-Röhren und ist mit 1 µF nach Masse abgeblockt - also Hf-mäßig kalt.

Bei Geradeausempfang wird zwischen den Filterfußpunkt und den genannten 10 kOhm Widerstand zur Anodenspannungsschiene  ein weiterer 10 kOhm Widerstand eingeschleift. Der 1µF Abblockkondensator liegt nun zwischen den beiden 10 kOhm Widerständen, was dazu führt, daß sich das Ausgangssignal der ACH1  im wesentlichen nicht mehr über der Primärseite des Filters aufbaut (sein Resonanzpunkt liegt weit entfernt), sondern über dem nun eingeschleiften 10 kOhm Widerstand. Von dort aus wird es über einen 50 nF Kondensator (nicht 50pF wie fälschlicherweise im ART Schaltbild angegeben) auf den Fußpunkt der Sekundärseite des 2. ZF-Filters weitergereicht, durch welches es an die linke Diode der AB2 gelangt und demoduliert wird.
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Schaltkontakt "d"

Über diesen erhalten bei Superhetempfang das Schirmgitter der 2. AF3 und das Steuergitter der Anzeigesystems der AM2 ihre Betriebsspannungen..

Bei Geradeausempfang wird die Spannungszufuhr zu diesen Röhren unterbrochen.
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Schaltkontakt "e"

Bei Superhetempfang ist der Schalter geöffnet. Die linke Diode der AB2 arbeitet auf einen Lastwiderstand von 0,3 MOhm und 0,1 MOhm in Reihe. Zwischen beiden wird über 10kOhm das um einen Faktor 4 heruntergeteilte NF-Signal ausgekoppelt und weiterhin über 2 MOhm die Regelspannung für die 2. AF3 abgenommen.

In diesem Zusammenhang ist es interessant zu erwähnen, dass alle 3 HF-Röhren mit unterschiedlichen Regelspannungen gesteuert werden: Die 1. AF3 und die ACH1 erhalten Regelspannungen unterschiedlicher Höhe und Verzögerung vom rechten System der AB2, die 2. AF3, wie oben gesagt vom linken System was auch für die Demodulation verwendet wird.

Bei Geradeausempfang ist der Schaltkontakt "e" geschlossen. Der  0,3 MOhm Widerstand wird dadurch überbrückt und die linke Diode der AB1 arbeitet auf einen reduzierten Lastwiderstand von nur noch 0,1 MOhm. Das NF wird nun nicht mehr wie zuvor um einen Faktor 4 heruntergeteilt, sondern in voller Höhe weitergegeben.

Da die 2. AF3 durch den offenen Schaltkontakt "d" deaktiviert wurde, ist die geänderte Anbindung des 2 MOhm Widerstandes in ihrer Regelleitung ohne Bedeutung.

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Schaltkontakt "f"

Bei Superhetempfang ist der Schaltkontakt geschlossen, wodurch das Triodensystem der ACH1 (Oszillator) und der Leuchtschirm der AM2 mit ihrer Betriebsspannung versorgt werden.

Bei Geradeausempfang wird der Schaltkontakt geöffnet und somit der Oszillator und die AM2 Anzeigefunktion abgeschaltet. Der als NF-Vorverstärker arbeitende Triodenteil der AM2 bleibt in Funktion!

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Nun erwartet der Leser Bilder vom mechanischen Aufbau des Superhet-Geradeaus-Umschalters und wird enttäuscht. Dieser Schalter wurde in meinem Gerät leider ausgebaut und nur durch die von DiRu erhaltenen Originalunterlagen habe ich eine vage Vorstellung vom Aussehen des Schalters. Im Intrernet findet man nirgends eine Abbildung desselben. Selbst in RMorg findet man keinerkei Information!

Die Betätigung des Schalters erfolgt durch einen auf der Achse des Bandbreitenregler befestigten Schalthebel. Dieser Schalthebel ist, wie man auf dem folgenden  Bild erkennen kann, noch vorhanden. Davon abgesehen sieht man nur noch die ursprünglich zur Befestigung des Schalters dienenden Löcher.

   

Von der Verdrahtungsseite her gesehen:

   

Oberhalb des Bandbreitenreglers sieht man eine freie Stelle ... und einige zusammengeflickte Drähte, die ehemals zum Umschalter führten. Die zur Entdämpfungsspule führenden Drähte hängen in der Luft (Auf dem Bild nicht zu sehen)
Den Bandbreitenregler werde ich hier nicht kommentieren, da er in meinem Beitrag zum 4W77 ausführlich behandelt wurde.

So zeigen die BLAUPUNKT Originalunterlagen den Umschalter:

       

Man hat so eine ungefähre Vorstellung wie er aussah.

Nun zu einigen anderen interessanten Details des Gerätes, die, abgesehen vom Wellenbereichsschalter, erfreulicherweise nicht kannibalisiert wurden. 

Lautsprecher

Das Gerät besitzt 2 eingebaute Lautsprecher,  einen elektrodyn. Tieftonlautsprecher mit 24 cm und und einen permanent-dynamischen Hochtöner mit 15,8 cm Durchmesser. Hier einige Bilder

           

Die Feldspule des Tieftonlautsprechers sieht verdächtig aus. Man hat den Eindruck als wäre die Spule einmal überhitzt worden - wahrscheinlich durch defekte Siebkondensatoren im Netzteil, die inzwischen aber ausgetauscht wurden. Der Lack ist im zentralen Bereich teilweise verbrannt. Bisher habe ich aber keine Probleme feststellen können - auch der Widerstand der Feldspule  ist normal: 400 Ohm (kalt), so wie in den Unterlagen dokumentiert.

Der 4µF Serienkondensator des Hochtöners ist natürlich nicht original. Ursprünglich saß ein 4 µF MP-Kondensator an der von hinten gesehen linken Seitenwange des Chassis. Der soll dort auch wieder hin.

Die beiden Lautsprecher noch einmal in der Draufsicht:

   

Skala und Beleuchtung

Hier 3 Bilder von der Flutlichtskala und den 5 Beleuchtungsbirnen. Die Glasfläche innerhalb des Rahmens misst ca. 45 x 19 cm.

           


Wellenbereichsschalter
 
Wie oben erwähnt, hatte jemand die Achse des Wellenbereichsschalters nach vorne durch ein zusätzliches Loch in der Frontblende herausgeführt. Der Grund dafür lag darin, dass die Spritzguss-Lagerböcke der Wellenschalterachse zerfallen waren. Also mussten diese und die Kegelradübersetzung rekonstruiert werden.

Von den Lagerböcken war noch einer intakt und man konnte sich etwas ähnliches nacharbeiten.

             

Schlechter sah es schon mit der Kegelrad-Übersetzung aus. Glücklicherweise wohnte damals Günter F. Abele nicht weit von mir entfernt und lieh mir seinen 11W79, dessen Wellenschaltermechanik mit der des 7W77 identisch ist. So hatte ich eine zuverlässige Vorlage für den Nachbau. In den folgenden Bildern sieht man das Resultat.

               


In den letzten beiden Bildern erkennt man die geschlitzte Schalterachse, die nun wie im Original auf das Loch in der rechten Seitenwand zeigt von wo aus der Schalterknopf mit seiner Hohlachse eingreift. Die Hohlachse habe ich auch nachgebildet, nur der Knopf ist leider noch nicht original.

Stummschaltung

Das Gerät hat einen Stummschalter, der die Sekundärseite des Endstufen-Treibertrafos kurzschließt.

   

Der Schalter wird aktiviert, wenn man den Lautstärkeregler herauszieht. Also zusätzlich zur Netzschalterfunktion (Knopf hineindrücken -> Netz AUS, Knopf herausziehen -> Netz EIN) übernimmt derselbe Knopf bei weiterem Herausziehen auch noch die "Muting" Funktion.

Hier sieht man die Schaltzungen des Stummschalters:

   


Neue Endtrioden

Wie anfangs erwähnt, habe ich kürzlich drei TUNGSRAM Röhren OP10/500 gefunden, deren Kennlinien ich für einen Beitrag in RMorg gemessen hatte.

Ich habe nun zwei dieser Röhren in meinen 7W77 eingesetzt und die Gitterspannungen so einjustiert, dass durch jede Röhre im Ruhezustand 30 mA fließen. Den Arbeitspunkt habe ich in folgendem Diagramm markiert.

   

Die Röhre wird hier mit zwar Ua= +340V betrieben - man muss aber bedenken, dass der Heizfaden um die Gitterspannung auf ca. 36,5 V hochgelegt ist. Die Spannung zwischen Kathode und Anode ist folglich nur ca. 300 V und damit der Leistungsumsatz bei einem Ruhestrom von 30 mA in der Größenordnung von 9W, was angesichts der großen Anodenfläche vertretbar erscheint.
Ich habe die Röhren übrigens nicht umgesockelt, sondern mir zwei Adapter von Außenkontakt- auf Europa-Sockel gebaut. Vielleicht finde ich ja doch noch eines Tages 2 preisgünstige AD1?!

So sehen die beiden Schmuckstücke aus:

   

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Nun habe ich ein Gerät, dessen Gehäuse zwar ziemlich übel aussieht, das aber ganz ordentlich funktioniert und nach einem korrekten Abgleich bestimmt keine Wünsche hinsichtlich der Empfangs- und Wiedergabequalität offen lässt.
Aber ich würde doch zu gerne die Spiegeloptik des Magischen Auges und insbesondere den Betriebsartenumschalter Überlagerungsempfänger -> Geradeausempfänger rekonstruieren. Ob mir dabei wohl jemand helfen kann?
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#2
Oh, super! Hoffe, Du bleibst da dran und zeigst noch ganz viel!
Hast Du schon versucht, die alten AD1 zu reanimieren?
Gruß,
Uli
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#3
Ein Radio mit Spiegeloptik von einer EM habe ich noch nie gesehen. So besondere Sachen habe ich noch nie gemacht. Helfen würde ich gerne, nur helfen werde ich da wohl mangels Erfahrungen nicht wirklich können.

Karlsruhe ist zwar nicht weit aber so ein Radio hatte ich noch nie auf dem Tisch.
Wenn alles so einfach wäre, wäre es ziemlich langweilig.



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#4
Tolle Gerät!

Ich hätte das auch für 150DM genommen!! Würde heute auch weitaus mehrt dafür beazhlen :-) !

Wirklich ein spannender Bericht! Weiter so.

Markus
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#5
Hallo Harald,

ein schöner Bericht. tja, da hast du schon einiges geleistet. Mit der zerstörten AD1 stehst du auch nicht alleine da. Mir ist das neulich mit einer fast neuen EM11 auch passiert. Der Dietmar (DiRu) kennt die Geschichte. Ja, da knallen mal so 50 Euro auf den Fußboden.

Wir hatten ja schon im Vorfeld über Dein Blaupunkt-Gehäuse gesprochen. Ich habe von Dir ja auch schon Bilder vom Zustand bekommen. Bringe das Gehäuse dann mal mit nach Nauen. Ich habe schon mal nachgesehen, Makassar-Furnier, wie bei Deinem Radio, kann man noch bekommen. Da werden wir schon etwas benötigen. Übrigens unterscheidet sich das optisch von anderen Furnieren, auch in der Struktur. Man kann das also nicht ein beliebiges Furnier in die Fehlstellen setzen.

Man kann ja hier etwas radikaler erneuern, weil ja das Gehäuse hinterher eh lackiert werden muß. Das Gehäuse erscheint ja völlig matt und grau.

Ich würde mich schon freuen - wenn das Radio dann bei Dir, Harald, wieder in schönen Glanz in deiner Sammlung erstrahlen würde.

Also, Hilfe sei Dir gewiß!
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#6
Heute habe ich etwas Neues gelernt, was für das Verständnis des 7W77 ganz wesentlich ist:

High Fidelity Wiedergabe ist keine Erfindung der fünfziger Jahre - Radiogeräte mit klangtreuer Wiedergabe gab es schon in der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre, wie mir DiRu heute erklärte. Und der 7W77 mit seinen hochqualitativen Lautsprechern und der AD1 Gegentaktendstufe gehörte definitiv zu dieser Gerätefamilie.
Diese frühen HiFi Geräte waren i.a. noch Geradeausempfänger - so vermied man die Bandbreiteneinengung durch die ZF-Filter in den Superhets. Einige wenige Geräte wie der Blaupunkt 7W77 und der Körting Dominus 40WK boten dem Radiohörer einen zusätzlichen Komfort:

Man konnte die Geräte für Fernempfang als empfindlichen Superhet betreiben, oder alternativ für Nahempfang als Geradeausempfänger mit großer Bandbreite und entsprechend  besserer Klangwiedergabe.

Ich binde hier ein Bild ein, dass mir DiRu zukommen ließ. Es zeigt die Schaltungsvarianten des KÖRTING Dominus 40WK bei den verschieden Betriebsarten - noch komplizierter als der 7W77!

   

Was bedeutet das nun für den 7W77. Ich hatte ja berichtet, dass bei Geradeausempfang eine kleine Spule in der Kathodenleitung der 1. AF3 aktiviert wurde.


.jpg   D_BLAUPUNKT_7W77_Bedämpfung.jpg (Größe: 89 KB / Downloads: 879)    

Da in meinem Gerät die Umschaltung auf Geradeausbetrieb fehlt und die Spulendrähte abgeschnitten waren, konnte ich nicht überprüfen wie die Funktion der Spule ist... und hatte angenommen, dass sie den MW-Vorkreis entdämpft. Vermutlich ist aber genau das Gegenteil der Fall:

Das Ganze funktioniert nämlich eher so:

Vergrößert man die Lautstärke durch Rechtsdrehung des Lautstärreglers, verringert sich der Wert des auf der gleichen Achse sitzenden 20 kOhm Potis in der Kathodenleitung der AF3.
Wäre die Koppelschleife nun so orientiert, dass die MW-Vorkreisspule bei zunehmender Lautstärke entdämpft würde, so würde der Klang dumpfer werden. Das ist aber genau das Gegenteil von dem was man vermutlich beabsichtigt hatte. Bei größerer Lautstärke will man ja gerade die ganze Klangfülle hören.

Klingt plausibel, oder?

Engültige Sicherheit zu diesem Punkt wird man aber wohl erst dann haben, wenn ich die Verdrahtung meines 7W77 versuchsweise in Geradeausempfang ändere (der Umschalter fehlt ja).

Ich werde berichten.

@ Uli: Ich habe noch drei mechanisch intakte AD1 Röhren:

   

Die 2 Coke-Bottle Röhren links im Bild steckten ursprünglich im Gerät und hatte kaum noch Emission. Beide habe ich versucht gemäß den Vorschriften von Herrn Jacobs zu regenerieren:

       

Die linke Röhre hat nun immerhin wieder einen Ia=10 mA (anstatt 60mA) Vielleicht unterziehe ich sie einem weiteren Regenerierversuch.
Die rechte Röhre hat nach wie vor keine nennenswerte Emission.

Rechts im Bild die beiden AD1 mit zylindischem Körper. Die eine dient nur noch als Anschauungsobjekt, die andere hat auf NEUBERGER 370 noch nahezu volle Emission.

Letztere Röhre trägt zwar einen VALVO Stempel, ist aber von SIEMENS gefertigt worden - wie man an der Sockelstempelung sieht: "Fm8 ungleich N".

Das "ungleich" - Zeichen bedeutet SIEMENS München.

@ Andreas: Gerne werde ich das Gehäuse nach Nauen mitbringen. Wenn Dich das kalte Entsetzen packt, lassen wir's wie es ist. Auf jeden Fall weiß ich Dein freundliches Angebot zu schätzen!
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#7
Hallo Freunde,

diesen Sommer habe ich noch ein echtes Schwergewicht zu richten. Darauf habe ich mich die ganze Zeit gefreut. Aber ich muss auch zugeben, dass ich hier längere Zeit überlegen mußte, wie man denn nun dieses aufwändig konstruierte Holzgehäuse für unseren Harald wieder so erstrahlen läßt, dass er sich freut.

Diese Blaupunkt Radios werden heute zu horrenden Preisen gehandelt. Deshalb ist es schon von Nöten, hier nicht einfach drauf los zu werkeln. Ich habe jetzt bereits den alten Lack vom Gehäuse entfernt. Bloß damit fängt es erst mal an.

Hier möchte ich Euch zunächst mal die Schäden am Gehäuse dokumentieren. Wenn man sich die beiden unteren Gehäuserundungen ansieht, erkennt man unschwer, dass hier nicht nur das Furnier abgerissen ist, sondern auch das Unterholz.

   

   

Das würde alles noch viel schlimmer aussähen, hätte der Harald nicht irgendetwas schwarzes drüber gestrichen.

Hier wird so verfahren: Die Schadstellen werden auf einer gemeinsamen Höhe (also rechts und links) sauber abgetrennt. Dann werden dieses Stellen mit Wasserdampf angeweicht und das defekte, zersplitterte Furnier bis zum Fußende auf genommen. Die Stellen werden zunächst sauber geschliffen. Fehlstellen im Unterholz muss man spachteln. Dann kommt eine Lage dünnes, flexibles Holz als Grundfurnier zum Einsatz. Das wird Balsaholz werden. Ich kenne dieses Holz und die Eigenschaften gut. Als kleiner Knirps hatte ich mich auch mal mit Modellbau befaßt und aus diesem Zeug kleine Modellboote gebaut. Das ist leicht zu schneiden und biegsam.

Nach Verfestigung des sehr dünnen Balsaholzes wird dann das Endfurnier aufgelegt. Man muss dann das etwas überstehende Holz an den Seitenteilen anschleifen. Das ist alles nicht so kompliziert, wie das aussieht. Das Balsaholz gibt es in ganz dünnen Blättern. Sollte das immer noch zu dick sein, bleibt nichts über, als mehrere Furnierstücke übereinander zu verleimen. Auch das ist denkbar.

Die vom Harald gemeinste Prüfung meiner Fähigkeiten ist die beschädigte Ecke am Gehäuse oben rechts.

   

   

Wenn Ihr mal schaut. Hier ist das überstehende dünne Holz gebrochen. Die Außenwand wird mit einem inneren Holzbrett verleimt. Gemein nur, dass die Seitenwand anscheinend aufgequollen ist und einige Millimeter nach außen übersteht. Hier wir rigoros gehandelt. Das obere dünne Holz wird auf eine gewisse Länge sauber getrennt. Dann wird das defekte Teil abgenommen. Nun wird geschaut, warum die Holzwand so absteht. Die Ursache hierfür muss zunächst akkurat beseitigt werden. Dann muss die Konstruktion mit dem Brett wieder verleimt werden. alles muss bündig sein!

Auch für diese Rundung wird dünnes, biegsames Balsaholz verwendet. Das wird dann auch gleich mit dem Holzträger verleimt. Nun kommt die schwerste Aufgabe: Das dünne Holz wird vom Gehäuseinneren von einer Holzverstärkung unterlegt. Nach hinten ist sie etwas dicker. Nach oben läuft sie dünner aus. Hier läuft der Skalenaufbau. Die Verstärkung muss sorgfältig gearbeitet werden. Ich nehme auf Papier die Maße der gegenüberliegenden Verstärkung ab und muss mit Laubsäge und Dremel so etwas nachfertigen.

   

   

   

   

Zum Schluß kommt dann auch auf die Rundung wieder Furnier und wir haben es.
Erschwerend kommt halt auf mich zu, dass ich das Unterholz etwas dünner ausführen muss, so dass das neue Furnier mit dem alten Bündig schließt.

Ich muss ferner versuchen, von dem alten, entfernten Furnier noch ein passendes Teil zu erhalten. In das Gehäuse wurde vorne ein nachträgliches Loch gebohrt. Damit will ich das verschließen. Das Bild davon kommt noch. Oder, Harald, möchtest Du das behalten?

Tja, hört sich nach viel an. Das wir noch mal ein Projekt unmittelbar nach unserem Sammlertreffen. Aber der Sommer ist im Nu rum. Ich berichte hier weiter.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#8
der Unterschied zum 9W78 ist nicht sehr groß. Das hatte mich damals restlos überfordert, und ich hab es als Geschenk an einen (den meisten bekannten) Blp-Liebhaber weitergegeben. Falls ich mit Bildern aushelfen kann, diese hab ich reichlich.

Blaupunkt 9W78
Gruß,
Jupp
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was du baust ist immer mit dir verbunden
(Lego)

Einsamkeit ist nur ein Mangel an Technologie
(@beetlebum)
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#9
Au weia, Andreas, da hast Du Dir wieder mal was angelacht!

Aber so wie ich Dich kenne, wirst Du auch diese Aufgabe souverän meistern.

Ich werde jedenfalls den Fortgang der Arbeiten aufmerksam verfolgen, falls mir auch mal so eine 'Ruine' unterkommt.


Grüße

Martin
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#10
Hallo Andreas,

wenn ich mir so anschaue was ich Dir da untergejubelt habe, bekomme ich so langsam ein schlechtes Gewissen. Aber bestimmt kann ich auch mal wieder etwas für Dich tun... hoffentlich.

Hoffentlch findet sich bei dem gewonnenen Originalfurnier ein Stück, das Du zum Stopfen des Lochs in der Front verwendet kannst! Das Loch hatte ja einer der Vorbesitzer in die Front gebohrt, um die Wellenschalterachse nach vorne herauszuführen (Der aus Zink-Spritzguss bestehende Kegeltrieb des Wellenschalters war ja zerbröselt)

Die großen ausgebrochenen Holzpartien hatte ich mal mit schwarzer Tinte eingefärbt, damit man beim Anblick des nackten Corpus nicht jedes Mal einen Schreck bekam.

Was ich immer noch nicht ergründen konnte, ist wie die Spiegeloptik vor dem Magischen Auge aussah. Auf allen Bildern die ich bisjetzt gesehen habe - auch auf denen von Jupps 9W78 - fehlt diese Optik. Dabei ging es um ein drehbares und herausklappbares Spiegelchen das an einem filigranen Gestänge vor dem Magischen Auge saß.

Inzwischen habe ich auch den Superhet-Geradeaus-Umschalter rekonstruiert und verdrahtet. Funktioniert allerdings noch nicht so richtig. Wenn ich mal wieder in Berlin bin, werde ich beim jetzigen Besitzer von Jupps 9W78 schauen, wo mein Verdrahtungsfehler ist.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#11
Hallo zusammen,
was für ein - in jeglicher Hinsicht - spektakuläres Radio  wubsmiley
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Viele Grüße aus dem Ruhrgebiet...Dirk
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#12
Hallo Freunde,

heute nun habe ich die Furniertrümmer von Harald's Blaupunkt-Radio entfernt. Das ging einfacher, als ich dachte. Es war mir ja wichtig, dass das Unterholz erhalten bleibt. Da das Gehäuse mit der Verleimung wohl schon sehr gelitten hatte, konnte ich die Bruchstücke incl. dem Trägerfurnier rückstandslos entfernen. Es wurden jeweils Schnitte mit einer Furniersäge gemacht.

Auch der Überstand der Seitenwand konnte nach Abtrennen des Bruchstückes und Aufnahme der Verkleidung ermittelt werden. Die Seitenteile waren halt nicht mehr gut vom Holzleim gehalten. Sie wurden mit dem Holzbeitel getrennt. Nun muss 24 Stunden kräftig gepreßt werden.

Ich warte nun auf die Lieferung der besagten Balsaholz-Platten. Dann kann endlich das Radiogehäuse nach den vielen Jahren mit einer anständigen optik aufwarten. Klar, der Weg ist noch weit. Aber ich denke im Spätsommer kann der Harald mich von dem Riesen-Trümmer befreien.

Wird fortgesetzt.  

   

   

   

Im Moment bin ich mit dem Fortgang der Arbeiten sehr zufrieden.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#13
Hallo Freunde,

ja, wieder ein Gehäuse, das mir demnächst keinen Platz mehr weg nimmt. Harald, jetzt sieh Dir mal Dein Gehäuse in Ruhe an.

Die vorderen Rundungen wurden nach rekonstruiert. Wie ich schon schrieb. eine Lage Balsaholz und dann Furnier. Ich hatte mir mehrere Dicken vom Balsaholz bestellt. So dass jetzt mit dem Finger über die Naht gefahren werden kann, ohne irgendwelche Hohenunterschiede zu spüren. Es hat haargenau gepaßt.

Die hintere Rundung war am schwierigsten. Hier fehlte ja auch das Verstärkungsholz unter dem Furnier. Das konnte aus einer alten Apfelsinenkiste gewonnen werden. Die Krönung war das hintere weg gebrochene Lager. Ich habe es millimetergenau nach rekonstruieren können. Danach wurde es schwarz gebeizt. Hier wird die Klappskala gelagert. Abweichungen wären hier hinderlich.

Die größte Sorge bereitete mir im Rohzustand die Maserung des Makassar-Furniers. Nichts paßte optisch. Dann kam unser Freunde Ivan ins Spiel, der mich besuchte. Er sagte, hast Du keins, dann mal dir was. Kann ich nicht, sagte ich. Kurzerhand nahme er das Gehäuse mit nach Hannover. Eine Woche später stimmte die Maserung und es konnte weiter gehen. Nun darf man hier nicht einfach mit Schellack-Politur arbeiten. Der Spiritus würde die nachgezeichneten Linien auswaschen. Ich habe hierfür Schnellschliffgrund aus der Sprühdose. Damit wird vor der Schellack-Politur versiegelt.

Die größte Herausforderung war das zusätzlich gebohrte Loch. Unregelmäßig im Durchmesser. Was eine Fummelei. Ich habe mir eine Papierschablone gemacht und etwas von dem zerstörten Originalfurnier zurecht geschnitten. das kam so genau mit der Maserung hin. Man sieht nur noch etwas, wenn man mit der Lupe sucht. Also, auch zu Harald's Zufriedenheit. Diese Furnierart wird immer etwas porig gelassen. Daher darf man hier kein Bimsmehl verwenden. Dann sähe das Furnier unnatürlich aus. So, nun schaut mal. Es wird immer zwischen geschliffen und noch weiter mit Schellack poliert. Die Strebe oberhalb bleibt vorerst noch draußen. So läßt sich der Schellack besser auftragen.

So, schaut mal:

   

   
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#14
Mann Andreas, ich kann nur eins sagen: "Ist ja irre, was Du da gezaubert hast!"

Selten habe ich mich auf einen Urlaub so gefreut wie dieses Jahr. Da ist nämlich Ende August ein Besuch beim Andreas geplant Smiley58 .
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#15
Hallo Harald,

ja ich freue mich auch schon, wenn ich dir dann endlich das fertig gestellte Radiogehäuse übergeben kann. Ich hatte Euch ja noch ein bild von dem angefertigten Lager mit Rundung hinten links versprochen. Man kann das von dem intakten Lager auf der anderen Seite nicht unterscheiden. Wie gesagt, auch von den Abmessungen stimmt das. Hier kann man auch die nachgefertigte dünne Leite unter dem neuen Furnier sehen. Das ersetzte Teilstück geht unauffällig in das noch vorhandene Stück über. Auch hier fällt der Ersatz nicht auf. Wie ich schon schrieb, sind oben leichte Farbunterschiede sichtbar, aber das Fällt in natura kaum auf.

So, nun schaut mal.

   
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#16
Hallo Freunde,

heute habe ich Harald's Radiogehäuse mit der Frontstrebe vereint. Ja, ich bin ja ehrlich. Nach dieser aufwändigen Arbeit hätte ich hier fast noch einen dicken Fehler gemacht. Die Rundung vom magischen Auge gehört, wie man auf allen Bildern von Harald sieht, nach unten. Immer, wenn ich die Strebe angepaßt habe, war die Rundung nach oben. Was ja eigentlich logischer wäre.

Nun bekam ich von Harald eine Mail. Er sorgte sich, wo die Frontstrebe im Gehäuse geblieben ist und ob ich die denn nun auch hätte. Klar, ich hatte! Allerdings war sie aus 2 Gründen noch nicht ins Gehäuse geleimt. Die Blende besteht aus 3 Teilen. Vordere Rundung und die beiden jeweils seitlichen Teile. Die sind intern an den Verbindungsnähten stumpf verleimt. Die Blende war leicht beweglich. Ich entschied mich, die Stoßstellen, so gut es ging, neu zu verleimen. Und zwar so, dass das Furnier nicht zerbricht. Das gelang und die Blende ist jetzt auch stabil.

Dann ließ sich der Korpus des Gehäuses ohne die Blende besser lackieren. Nun sitzt sie an ihrem Platz. Das Gehäuse ist jetzt komplett, bis auf ein Haltebrett. Das wird zum Schluß mit Schrauben befestigt. Auch die Lackarbeiten sind jetzt fast abgeschlossen. Nun schaut bitte noch mal.

   

   

Ich denke, so hat das Radiogehäuse mal vor etlichen Jahren ausgesehen. Ich hoffe, dass der Harald so mit dem Gehäuse zufrieden sein wird.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#17
Hallo, Andreas,
ist doch nicht schlecht geworden. Ich freue mich sehr.
Gruß,
Ivan
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#18
Ja, und ich erst... kann garnicht erwarten, dass unser Urlaub in Norwegen zu Ende ist und ich das Gerät in Empfang nehmen kann.

Die Geschichte mit der Fronttraverse ist ja schon drollig. Man stelle sich vor, das Ding hätte verkehrt herum drin gesessen.... das hätte aber lange Gesichter gegeben. 

Aber so ist es natürlich wunderschön. Makassar hat so ein gewisses Flair aus vergangener Zeit.

Zum Schluss fehlt nur noch der Knopf und die Blende für den Wellenbereichsschalter. Vielleicht weiß der Detlef (radionar) eine Lösung. So sehen die Führungsscheibe und der Wellenschalterknopf aus (Habe ich mir mal beim Günter Abele vom 11W79 abgezeichnet)

       

So eine Scheibe könnte man natürlich nachbauen - nur der 2,5mm breite und 3mm hohe umlaufende Wulst mit der nach außen zeigenden Nase ist schwer nachzuahmen.

Den 20mm hohen Knebelknopf könnte man nachgiessen wenn man ein Original hat - hat man aber nicht.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#19
Dachte, ich hätte so nen Knopp, aber das war doch nur ein Saba, der passt leider gar nicht Sad
Der könnte sich aber vielleicht drucken lassen, für jemand, der seine 3D Software beherrscht!?

PS: Verzeihung, an Andreas' Arbeiten hab ich mich schon so gewöhnt, daß ich regelmässig vergesse, das entsprechend zu würdigen. Das sei hiermit nachgeholt!
Gruß,
Uli
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#20
Hallo lieber Uli,

na da habe ich aber auch drauf gewartet! Smile Also, danke für das Lob. Man soll sich auch nicht selber loben, aber das Gehäuse ist wirklich gut geworden. Das kann ich dem Harald mit gutem Gewissen übergeben. Der wird sich freuen.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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