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Junghans Uhr mit Spielwerk 1897
#21
Mensch Ivan, sorry, hab ich komplett übersehen!
Viele Grüße 
Philipp
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#22
Ist OK beide gleich gedacht.
Gruß,
Ivan
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#23
Die Uhr hat mich mittlerweile erreicht und wird demnächst repariert werden.
Der Schaden ist Gott sei Dank noch vergleichsweise gering geblieben. Das ist kein Hexenwerk das wieder zu reparieren.
Allerdings muss dazu das Uhwerk komplett zerlegt werden weswegen ich gleich eine komplette Reinigung und Revision machen werde.
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#24
Da freue ich mich schon! Das tolle laute Tick-Tack im Wohnzimmer fehlt mir doch etwas
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#25
, also heute habe ich mich an die Uhr gemacht.
Arbeitszeit insgesamt: ~4,5 Stunden

Als erstes musste einmal das Uhrwerk ausgebaut werden, was erstaunlich unkompliziert ging.

   

   

Hier sieht man auch das Herz der Uhr - Die Unruhe
Man sieht dass die Spiralfeder recht verbogen ist. Das musste natürlich später noch gerichtet werden.

   

Unter dem Ziffernblatt sieht man hier nun einmal das Antriebsrad für das Zeigerwerk, welches durch die Platine geht. (kleines "mittleres" Zahnrad).
Dieses treibt nach oben hin die Zeiger an und nach unten die Auslösewelle für den Wecker(zeiger).

   

Dann ging es ans Zerlegen.
Da man das Uhrwerk sowieso komplett zerlegen musste um an das beschädigte Rad zu kommen, habe ich gleich eine komplette Reinigung der Werkes vorgenommen.
Lager mussten erstaunlicherweise keine ersetzt werden.

   

Hier sieht man nun das beschädigte "Sperrrad". Die Uhr ist viel gelaufen und benutzt worden, das merkt man.
Die Sperrklinke ist verschlissen und griff irgendwann nicht mehr richtig in das Sperrrad ein. Ab und an wird sie mal über einen Zahn zurück gerutscht sein und dadurch haben sie die Zähne des Rades nach und nach verformt. Irgendwann sah die Verformung dann so aus wie im unteren Bild und die Sperrklinke griff nicht mehr sauber ein, dadurch konnte sie die Federkraft nicht mehr halten und die Uhr lässt sich nicht mehr aufziehen.

   

Also ging es ersteinmal daran das Rad von der Aufzugswelle zu lösen. Diese musste ausgenietet werden.

   

   

Da das Sperrrad ebenfalls eingenietet ist, aber so, dass sich das Zahnrad noch frei drehen kann, musste dieser Nietkragen abgefeilt werden.
Dann hat man die Einzelteile vor sich.

   

Jetzt hätte man natürlich ein neues Sperrrad anfertigen können. Das hätte aber sehr viel Arbeitszeit gefressen - und auch Geld für den Kunden.
Also habe ich in meiner Ersatzteilkiste einen alten Wecker (auch Junghans) hervorgekramt und das Sperrrad von eben diesem Wecker ausgebaut.

   

Das passte natürlich nicht auf die Welle und die Bohrung des Zahnrades, also musste die Bohrung des Zahnrades aufgebohrt werden und auch die Bohrung des Sperrrades.
Diese musste aber 1/10mm kleiner sein als die Welle, damit man es wieder draufnieten kann.
Wie gut das man als Uhrmacher Bohrer in 10tel Abstufungen hat!

   

Zum Schluss sah das ganze dann so aus:
Noch ohne Welle

   

Die Sperrklinke sieht hier noch übel aus.
Ich habe leider keine Bilder davon aber die Klinke habe ich drauf gelassen, da diese festgenietet ist.
Das Problem ist nämlich dass beim ausnieten einer solchen Weckerklinke oft die Speiche des Rades verbiegt.
Ich habe also die Klinke etwas mit der Feile bearbeitet sodass sie wieder sauber in das neue Sperrrad eingreift. Auch den Niet habe ich etwas nachgehämmert, da die Sperrklinke unter Belastung leicht schräg lag. Das lag daran dass besagter Niet locker war.

Dann einmal Baden im geheizten Ultraschallbad.
Und trocknen nicht vergessen.

   

   

Dann wieder alles zusammen bauen und fachgerecht
ölen.

   

Und jetzt der erste Versuch. Langsam das Gehwerk aufziehen und...die Unruh schwingt sauber und mit großer Amplitude! Wunderbar!
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#26
   
   
   


Das einstellen des Weckerwerkes hatte dann auch nochmal einige Zeit in Anspruch genommen, da das Polyphon, welches als Wecker dient, ziemlich viel Kraft frisst. Da muss alles passen. Auch ist es konstuktionsbedingt so, dass das Weckerwerk immer komplett aufgezogen werden muss, um bei der eingestellten Weckzeit auch sicher loszulaufen.

Aber die Uhr läuft nun wieder. Sie darf jetzt erstmal eine Woche probelaufen und darf dann wieder zurück zum Besitzer.

   
   
   
   
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#27
Da sieht man den Könner! Tolle Arbeit. Nieten aufreiben und Wellen aus Zahnrädern heraustreiben habe ich mich nie getraut. Bei jüngeren Uhrwerken sind die Sperrklinken oft geschraubt, da ist es einfacher.
Aber außer dem Können braucht man natürlich auch die passenden Werkzeuge dazu. So einen großen, beheizbaren Ultraschallreiniger habe ich auch hier, die Idee mit der alten Kochplatte und dem Mikrowellengrill Rost zum Trocknen der Werkstücke ist auch klasse. Ich hatte dafür einen alten Bakelitfön über der Werkbank hängen, der die Teile trockengepustet hat. Das wurde aber im Sommer in meiner winzigen Werkstatt schon ziemlich warm.

Nimmst Du fürs Ultraschallbald einen fertigen Uhrenreiniger, oder hast Du eine eigene Mischung dafür?
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#28
Servus Benny,
mit großer Bewunderung schaue ich auf Dein Werk! Was bin ich froh, dass ich mich da nicht selbst dran gemacht habe. Sonst hätte das folgende Zitat aus Wilhelm Busch's Werk: "Die Fromme Helene" gepasst:
"Hier sieht man noch die Trümmer rauchen, der Rest ist nicht mehr zu gebrauchen"
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#29
Sehr interessanter Bericht. Gut, dass wir jetzt einen "richtigen Uhrmacher " mit nötiger Ausstattung hier haben.
Gruß Franz
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#30
Ein Uhrmacher ist eben ein Uhrmacher. Meine Hochachtung davor.
Ich traue mir nicht zu so ein Laufwerk wieder zusammen zu bauen. Auseinander kann jeder. Smile
Super Arbeit !
Habe immer soviel Arbeit, dass ich mir eine aussuchen kann. Smile

Grüße Frank, der Moschti
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#31
Das ist wiedermal hier großes Kino, Respekt Benjamin.

Ich habe hier ein Uhrwerk von einem Grundig Heinzelmann1, Tread,
ich traue mich da nicht so richtig. Hättest du bitte Zeit Lust Muse irgendwann dabei zu sehen??? Die Uhr läuft aber mit der Uhrzeit, die zeigt was sie will. Elektrisch habe ich den Heinzelmann fertig. Das wäre ganz toll wenn du dabei sehen könntest??

   
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
Wenn einer dem anderen hilft ohne daraus Profit schlagen zu wollen dann sind wir auf einem guten Weg
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#32
Klasse Arbeit!  Thumbs_up

Aber dass Du als Uhrmacher eine Casio trägst, enttäuscht mich schon etwas...  Smiley18 

Big Grin Wink
Beste Grüsse

Thorsten


"Das Leben ist nichts weiter als das Proben für eine Vorstellung, die niemals stattfindet."

(Die fabelhafte Welt der Amelie)
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#33
(13.02.2018, 07:36)navi schrieb: ...und, Benjamin,
Hier lauern unterschiedlichen Meinungen was das Ölen angeht. Z.B. in You Tube sind Videos die zeigen fetten der Zahnräder. Hier habe ich gelesen, dass sogar ölen nicht ratsam iist. Kannst Du uns zeigen die Punkte wo nach einer Grundreinigung geölt werden muss.

Zanräder ölen ist in der Feinstmechanik tabu. Das hier ist keine Kraftmaschine sondern ein Uhrwerk mit Übersetzung. Daher dürfen hier nur die Lagerstellen der Zapfen (Wellenspitze) in der Platine geölt werden.
Bei Maschinen mit Untersetzung oder Synchronuhren (schneller Antrieb, langsamer Abtrieb), dürfen manchmal auch die Zähne geölt werden, das kommt aber auf die Konstruktion drauf an.
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#34
(13.02.2018, 03:22)Anton schrieb: Da sieht man den Könner! Tolle Arbeit. Nieten aufreiben und Wellen aus Zahnrädern heraustreiben habe ich mich nie getraut. Bei jüngeren Uhrwerken sind die Sperrklinken oft geschraubt, da ist es einfacher.
Aber außer dem Können braucht man natürlich auch die passenden Werkzeuge dazu. So einen großen, beheizbaren Ultraschallreiniger habe ich auch hier, die Idee mit der alten Kochplatte und dem Mikrowellengrill Rost zum Trocknen der Werkstücke ist auch klasse. Ich hatte dafür einen alten Bakelitfön über der Werkbank hängen, der die Teile trockengepustet hat. Das wurde aber im Sommer in meiner winzigen Werkstatt schon ziemlich warm.

Nimmst Du fürs Ultraschallbald einen fertigen Uhrenreiniger, oder hast Du eine eigene Mischung dafür?

Ich habe einen fertigen Reiniger. Er nennt sich "Flume U" vom gleichnamigen Vertrieb Rudolf Flume GmbH.
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#35
(13.02.2018, 10:16)Dietmar schrieb: Das ist wiedermal hier großes Kino, Respekt Benjamin.

Ich habe hier ein Uhrwerk von einem Grundig Heinzelmann1, Tread,
ich traue mich da nicht so richtig. Hättest du bitte Zeit Lust Muse irgendwann dabei zu sehen??? Die Uhr läuft aber mit der Uhrzeit, die zeigt was sie will. Elektrisch habe ich den Heinzelmann fertig. Das wäre ganz toll wenn du dabei sehen könntest??
Schreib mir einfach eine PN und ich schau, dass ich das wieder hinbekommen. Ist nicht mein erstens Heinzelmannuhrwerk  Big Grin
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#36
(13.02.2018, 10:27)Gasherbrum schrieb: Klasse Arbeit!  Thumbs_up

Aber dass Du als Uhrmacher eine Casio trägst, enttäuscht mich schon etwas...  Smiley18 

Big Grin Wink

Google mal nach "Casio Edifice EQB-600", dann weißt du warum ich sie trage. Wink
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#37
(13.02.2018, 11:19)Phalos schrieb: Google mal nach "Casio Edifice EQB-600", dann weißt du warum ich sie trage. Wink

--> Funktion Phone Finder
Du bist vergesslich? Smiley34

P.S. Habe absoluten Respekt vor dieser tollen Arbeit
Grüße

Andy

Was wir wissen, ist ein Tropfen, was wir nicht wissen, ein Ozean.

Zitat von Sir Isaac Newton
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#38
@phalos.....Google mal nach "Casio Edifice EQB-600", dann weißt du warum ich sie trage.

Bei Amazon hat Sie leider wenig gute Bewertungen: https://www.amazon.de/Casio-Herren-Analo...ce+EQB-600
M.f.G.
harry


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Es ist keine Schande, nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen.
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#39
Ich benutze die Blauzahnverbindung nur zum Synchronisieren der Uhr wenn ich die Uhrzeit einstellen muss.
Was so gut wie nie vor kommt. Ansonsten läuft die Uhr ganz normal ohne irgendwelche Datenkommunikation.

Also ich kann nichts schlechtes über die Uhr berichten. Die App für's Handy funktioniert halt nur bei den neuesten Android-Systemen. Das muss man halt wissen.
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#40
Benjamin auf welchen Beitrag bezieht sich die Blauzahnverbindung?
Eine Lüge wird nicht zur Wahrheit, falsches wird nicht richtig und das Böse wird nicht gut, nur weil es von der Mehrheit akzeptiert wird.

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