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REMA 2072 C
#1
Hallo zusammen,

dies soll nun mein erstes Thema hier werden. Wie der Titel besagt geht es um (m)ein REMA 2072 Ausf. C. Wie ich inzwischen weiß war dieses Gerät niicht so sehr selten und wohl auch nicht die absolute Spitzenklasse. Allerdings hatte ich in meiner Jugend diverse Andante-Geräte und konnte an REMA nichts schlechtes finden. Wie auch immer, ich mag diesen Kasten.

Ein wenig Vorgeschichte: ich mag das 2072 so sehr das ich sogar 2 davon habe (bzw. hatte). Gerät Nummer 1 hatte ich erstanden weil ich "was mit Röhren in Stereo" wollte. Und im Gegensatz zu heutigen Angeboten für ein 2072 war der Preis human. Das Gerät glänzte dann mit verzerrtem, leisen Ton rechts und nicht-funktionierendem HF-Stereo. Fehler Nr 1. lag an einem hochohmigen Kathodenwiderstand und (deshalb?) kaputter ECC83, Fehler 2 ließ nach Tausch der Schneemänner im Dekoder nach. Allerdings war der "Plan" ja anders: ich wollte nur eine Stereo-Röhrenendstufe, da einen Röhren Phono-Pre dran basteln und fertig. Das Gehäuse war eh ramponiert und so war klar das der HF-Teil "fliegt". Allerdings war mir wichtig ein zweites 2072 zu haben bevor das Schlachtfest beginnt  - ich wollte ein Originalgerät behalten. (...es wurde dann viel gebastelt - HF raus, RIAA-Entzerrer rein, weiter basteln, testen, fluchen. Zum Schluß blieb ein reiner, aber feiner Phono-Pre mit EF86,  ECC82 und L-C-L-C Siebkette übrig...) Nun aber genug der Vorgeschichte.

Um das zweite Exemplar des 2072 soll es in diesem Thread also gehen. Wie man auf den nächsten Bildern hoffentlich sehen kann ist das Gehäuse immernoch in gutem Zustand:

   
   
   
   

Auch bei diesem zweiten Gerät war eine Seite leise und verzerrt, allerdings war es diesmal nicht der Kathodenwiderstand sondern es war nur eine ECC83 kaputt. Diesmal beide Röhren getauscht - und prophylaktiisch die Schneemänner im Dekoder rausgeworfen. So spielte das Gerät in den letzten 27 Monaten mehr oder weniger regelmäßig. Mal Radio DARC auf KW gehört, mal Schallplatte oder CD, mal via Bluethooth-FM Transmitter Musik vom Handy. Wie auch beim Erstgerät ohne originale Lautsprecher, stattdessen an selbsgebauten Standboxen mit SABA-Pappen. Der Klang ist REMA-typisch absolut Klasse ;-)

In den letzten Wochen bzw. Monaten häuften sich dann aber die Probleme: los ging es mit schlechtem UKW-Empfang: eine neue ECC85 half. Allerdings nur bei Mono-Betrieb. Umschalten auf Stereo wurde nach spätestens 10 Betriebsminuten mit diversen Pfeif-, Jaul- und Brummtönen im Hintergrund quittiert. Letztlich beschränkte sich der Betrieb auf CD oder Schallplattenwiedergabe. Aber auch hier Probleme: es war kaum noch Zimmerlautstärke möglich ohne das es Verzerrungen gab - da halfen auch neue Röhren nicht. Letztlich war dem Gerät schon der Ehrenplatz auf dem Schrankwand-Museum sicher. Pläne und Röhren für einen neuen Verstärker habe ich schon. Dumm nur das ich keine Kompromisse eingehen möchte: vernünftiger Trafo, Übertrager, Chassis, Drosseln, Bauteile - das läppert sich. Wird dann wohl was für nächsten Winter. Bis dahin möchte ich schon noch gern Musik hören. Also wird das 2072 überholt - und wenn es danach ins Museum geht dann wenigstens funktionstüchtig. Also Chassis raus und die Skalenscheibe wie ein Heiligtum an einem sicheren Ort versteckt.

   
   

Vor 3 Tagen habe ich losgelegt, der erste Schritt war der Dekoder (ich habe ja derer 2): alles was kein Folienkondensator war wurde getauscht - entweder gegen Folie oder neue Elkos.  Gut: es gibt keine Störgeräusche mehr. Schlecht: der Dekoder schaltet niciht mehr auf Stereo um (hilft auch kein Drehen am Poti für die Schwellspannung). Entscheidung: um den Dekoder kümmere ich mich ganz zum Schluß, wenn der Rest des Gerätes fertig und sauber abgeglichen ist. Nach Dekoder der nächste Schritt: irgendwann war mir die Schubstange des AUS-Taster kaputt gegangen (wo rohe Kräfte...). Aus dem Tastensatz vom Spender hatte ich Ersatz. Nach 1 Stunde funktionierte der Schalter wieder.

Nächster Abschnitt: Netzteil. Und hier kommt es für den einen oder anderen zum ersten "Sakrileg". Zunächst die Siebelkos: einer war von 10/68 - vermutlich Herstelldatum des Radios. 51 jahre  - raus und neu. Das Sakrileg? Ich bin eiin Fan der Drossel (nicht der Vogel). Ich finde in ein Netzteil  mit Röhrengleichrichter und Class-A Endstufe gehört eine Drossel. Für eine Drossel entsprechender Dimension ist aber kein Platz.Wenn man nun aber die Widerstände der Siebkette für Vor- und Endstufe gegen eine Drossel mit entsprechendem DC-Widerstand und passender Strombelastbarkeit tauschht bekommt man die Henry quasi als Bonus ;-). Gibt Leute in Kanada die da was (fast) passendes herstellen:

Endstufe (R150):
  • Widerstand 125Ω
  • Stromstärke 50mA
  • Drossel (Hammond 156L):  DC Widerstand 135 Ω, 5H, 75mA
Vorstufe (R195):
  • Widerstand 250 Ω
  • Stromstärke 45mA
  • Drossel (Hammond 155H): DC Widerstand  270Ω, 5H, 50mA
Ich denke mit den DC Widerständen der Drosseln ist man noch im Rahmen zum Original.
   
   
   

Gab dann heute einige Stunden "Testwiedergabe".  In Mono, aber UKW. Mit den Tesla-Pappen (zum Testen ausreichend). Alles stabil, Drosseln werden nicht warm und man kann sogar wieder etwas krach machen.
   

Als nächstes ist der gesamte NF-Teil Mode. Denn wie das folgende Bild zeigt war da schon lange keiner mehr dran ;-)
   

Mehr dazu dann in den nächsten Tagen. Der HF-Teil kommt ganz zum Schluß, das dürfte der anspruchvollste Abschnitt werden.

Viele Grüße und schonmal Guten Rutsch.

Sven
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#2
Moin,

im Prinzip ist dein gesamtes Vorgehen schon von Anfang an falsch!

ZUERST und zwar BEVOR man das Gerät in Betrieb nimmt, kommen ALLE Malzbonbons raus, und zwar in der NF das haste schon gesehen hats einige davon. Auch am LS regler sind sie. Die Goldis in der ZF sind auch nix mehr wert, die im Stereodecoder übrigens auch nicht.

Dann müssen die ollen Elkos raus und zwar NICHT die guten Becherelkos sondern die ganzen kleinen!!  
In der NF hats z.B. 10µ / 385 V - die liegen zwischen Anode und Masse, Leckströme dort sind ungut....

Dann müssen die dicken roten C raus und die kleinen dunkelroten Iskra Kondensatoren in der NF, wenn sie ganz sind halten sie zwar, aber sie reißen leicht (was man oft nicht sieht) und sind dann hin.

Und bevor die Kondensatorkur nicht gemacht ist, braucht man gar nicht erst nach anderen Fehlern suchen und das mit der Drossel bei dem Gerät ist unnötiger Schnickschnack, wenn man nicht erstmal die Grundlage schafft, dass das Gerät überhaupt arbeiten kann. Über Verzerrungen brauchst du dich also keineswegs zu wundern...


Thommi
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#3
Hallo Thomas,

die Modifikation für 5 Watt im 2072 ist mir bekannt, ich selbst werde das aber bei meinem nicht machen - die 3 Watt sind laut genug. Die Schaltung der Übertragerwicklungen ist für einen AÜ korrekt (geschachtelte Wicklungen parallel geschalten). Für die 5 Watt muß man u.a. die Sekundärwicklungen in Reihe schalten - was man bei AÜ ja sonst wohl nicht macht. Der dritte Punkt betrifft u.a. die Koppel-C, nach unten wird wohl auch begrenzt.

Ohne Dein Wissen und Deine Erfahrung in Frage stellen zu wollen (und auf die Gefahr hin mich hier als Neuling unbeliebt zu machen) möchte ich aber einige Deiner Aussagen nicht unkommentiert lassen:

Wie oben geschrieben habe ich über 2 jahre regelmäßig mit dem Gerät Musik gehört. Der Vorbesitzer hat es mir bei Anholung vorgeführt, heißt es war schon am Netz als ich es bekommen habe. Ob und wann man eine Kondensatorkur macht darf und muß jeder für sich selbst entscheiden.

Du schreibst selbst das man die Grundlagen schaffen muß damit das Gerät vernünftig arbeiten kann. Ich kann mich täuschen aber in meinen Augen steht und fällt alles mit dem Netzteil. Sicher, die Drosseln mögen Schnickschnack sein. Aber ich kann einen Haken an das Thema Sstro- und Spannungsversorgung machen. Die Becherelkos sind (wie die anderen wohl auch) 50 Jahre alt. Deshalb sind sie geflogen. Egal ob ide noch gut sind. Die Goldies im Dekoder sind raus (siehe Bilder). Den HF-Teil mache ich wie erwähnt zum Schluß (das schließt dann die ZF mit ein). Und an meinen LS-Reglern (sowohl am ersten als auch diesem Gerät) sind Folie-C verbaut.

Mein Paket mit den Bauteilen ist übrigens erst heute gekommen, zusammen mit den Drosseln. Das ist auch der Grund wieso ich den ersten Dekoder gestern schon gemacht habe - die Teile hatte ich da.

Nichts für Ungut
Sven

P.S.: sollten jemals irgendwo in meinem 2072 zwischen irgendeiner Anode und Masse 385V liegen mache ich mir ernsthaft Gedanken. Der Lade-C lädt sich ohne Last auf etwa 360V auf - mehr gibt der Trafo auch nicht her.
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#4
Hallo Sven,

Nun ja, ich möchte dem Thommy beipflichten.
Wenn ein Röhrengerät längere Zeit in den -ich sage mal "Alltagsbetrieb"- gehen soll, sind zumindest die Koppelkondensatoren zu den Endröhren zu prüfen, deren Leckströme können für die Endröhren und den AÜ fatal enden.
Unabhängig davon was die Vorbesitzer mit den Geräten gemacht haben.

Du schriebst, das die Verzerrungen im Laufe der Zeit immer mehr wurden und auch ein Röhrentausch keine Abhilfe brachte und nun fängst du mit dem Netzteil an? Und gleich ein "Umbau" des Netzteils?
Die Netzteile sind genau wie die Ausgangsübertrager bei den DDR Geräten recht großzügig dimensioniert, da hätte ich für die ersten Tests und Reparaturen erstmal nichts dran gemacht, wenn die Becherelkos nicht warm werden, oder das Gerät übermäßig brummt.
Ich hätte mich zuallererst um die NF gekümmert.
Wenn da über TA alles läuft, dann Ratioelko und dann den Rest der HF. Zum Schluss kommt der Stereodekoder an die Reihe.
Klar, die Reinfolge bleibt jedem selbst überlassen, aber so lässt sich am einfachsten feststellen, was sich verbessert hat und woran es gelegen hat.

Nebenbei: So ganz verstehe ich deine letzte Antwort nicht, Thommy schrieb nichts von einem Umbau der Endstufe.
Und auch die erwähnten Kondensatoren (10µ / 385 V) haben nichts mit den zu erwartenden Spannungen an dieser Stelle zu tun, es geht einzig um die Leckströme dieser Kondensatoren.

Da ich auch einige Röhren-Stereo-Geräte in meinem Besitz habe, bin ich an dem zukünftigen Werdegang deines Gerätes interessiert und werde aufmerksam mitlesen.


Viele Grüße,

Axel  Smile
Womit fährt der Norweger zur Mittagspause...?
...Na mit einem Fjord Siesta! Wink
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#5
Moin,

also einiges will ich richtigstellen. 

1.) Ja, klar es kann jeder entscheiden was er wann mit seinem Gerät macht.

2.) Eine Ausnahme davon bilden jene braunen Kondensatoren, da kann man das NICHT entscheiden - die SIND kaputt und MÜSSEN IMMER so schnell wie möglich ersetzt werden.
Und du hast den Vorteil, bei deinem sind Großteils schon bessere Cs verbaut worden, in meinem 2072 sind 3 mal soviele "Malzbonbons" pro Kanal drin gewesen.  
Da kannst du nur froh sein, wenn sie nicht anfangen zu weinen, wie ich das mal bei einem Patriot hatte - schöne Sauerei dann.

Im übrigen spricht dein Fehlerbild genau dafür, das einer oder mehrere Kondensatoren den Geist aufgeben.

3.) Bei den erwähnten kleinen Elkos mag es einige geben, die noch gehen, ich würds aber nicht testen wollen. Dann lieber einmal die kleinen Dinger raus und neue rein, statt wieder Fehler zu suchen. Die 10µ / 385V (können auch 350V gewesen sein) sind der Wert des Kondensators, nicht die anliegende Spannung. 

Ich stimme Axel zu, ein Umbau kann eigentlich erst in Frage kommen, wenn das Gerät an sich läuft. 

Na mach erstmal, da das 2072 auch zu meinen bevorzugten Geräten gehört bin ich gespannt was das noch wird.


Thommi
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#6
Hallo Axel,

ich hoffe der Thread überlebt diese kleine Diskussion. Aber mit der absoluten Aussage das mein Vorgehen von Anfang an falsch sei tu ich mich halt im Kontext dieses Threads sehr schwer. Es geht ja nicht darum das Gerät "nur" wieder Alltagstauglich und Betriebssicher zu machen. Es geht um eine komplette Revision bzw. Restauration. Das Chassis liegt ja nicht auf der Werkbank nur um Drosseln einzubauen und es wieder ins Gehäuse zu schieben (wobei  "schieben" nur bei meinem ersten 2072 richtig war - das hatte schon Kunststoffschienen auf welche das Chassis geschoben wird. Das Gerät um welches es jetzt geht hat diese Neuerung noch nicht). Und im Kontext einer Revision ist es meiner Meinung nach legitim mit dem Netzteil anzufangen. (Bei meinem ersten 2072 habe ich z.B. tatsächlich zuerst der NF eine Kondensatorkur verpaßt. Da war aber auch nie eine Restauration geplant - siehe Vorgeschichte).

Bzgl. dem Umbau der Endstufe: im urprünglichen Beitrag von Thomas gab es noch einen Satz mit dem Hinweis darauf das im 2072 die EL84 mit anderem Arbeitspunkt  (und daher nur 3 Watt Sprechleistung) arbeiten. Man kann mit Änderungen am Übertrager und in der Schaltung etwa 4,5 Watt rausquetschen - und diese Modifikation ist mir schon länger bekannt, allerdings nicht geplant (im Gegnsatz zu anderen Ändereungen welche ich vornehme). Der Satz fehlt aber jetzt, vermutlich hat Thomas seinen Beitrag nochmal überarbeitet.

Ich würde mal in einem Satz zusammenfassen: ich gebe euch uneingeschränkt Recht das man bei solch alten Geräten nach den C schaut und im Zweifel direkt tauscht. Aber hier in diesem Thread geht es um ein Gerät wo das eben noch nicht pasiert ist, welches die letzten 2 Jahre trotzdem fast täglich seinen Dienst getan hat und nun statt im Museumsschrank auf der Werkbank zur Revision liegt. Ich war eigentlich der Meinung das dies aus der Vorgeschichte ersichtlich ist.

Viele Grüße
Sven
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#7
Nee, das war nicht ganz ersichtlich, besser etwas durcheinander. Ich musste es dreimal durchlesen.
Ich habe ja auch dieses Gerät als HF Stereo.
Was genau willst du eigentlich mit dem Umbau erreichen.
Wenn das Gerät im Originalzustand ist geht es doch Perfekt. Kein Rauschen und sehr guter Empfang.
REMA hat damals nicht mit den guten Materialien gespart, was manch einem RFT Gerät in die Knie zwang.
Habe immer soviel Arbeit, dass ich mir eine aussuchen kann. Smile

Grüße Frank, der Moschti
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#8
Hallo Sven,

Klar überlebt dein Thema!   Thumbs_up

Ich meinte eigentlich, mit dem Netzteil anfangen ist ok, muss nur nicht sein.

Also für mich ist Alltagstauglich und Betriebsicher machen, das selbe wie Revisieren und Restaurieren.
Zumindest was die technische Seite betrifft.
Aber das sieht natürlich jeder anders.
Bei mir fliegen dabei auch alle Kondensatoren raus und werden je nach dem in die alten Hüllen gebaut (ältere Geräte), oder in neueren Geräten auch axiale moderne Typen verwendet.
Becherelkos, naja, manche bleiben, manche werden entkernt und neu bestückt, je nach Zustand.

Neue blaue Becherelkos und das hinzufügen von Drosseln im Netzteil hat für mich allerdings nichts mit Restauration zu tun, das ist für mich lediglich Betriebssicher machen und Umbauen. Auch irgendwas mit Kabelbindern zu befestigen, wiederstrebt mir bei solchen Geräten...

Ist aber nur meine Meinung.
Und das alles kann natürlich jeder machen wie er mag, letztendlich muss die Arbeit nur einem selbst gefallen...


Viele Grüße,

Axel  Smile
Womit fährt der Norweger zur Mittagspause...?
...Na mit einem Fjord Siesta! Wink
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#9
(31.12.2019, 01:10)Thommi schrieb: Die Goldis in der ZF sind auch nix mehr wert, die im Stereodecoder übrigens auch nicht.

Hallo Thommi,

was meinst Du mit Goldis? Die gelblichen Kondensatoren die so ähnlich wie die Styroflex aussehen?

Gruß Bertram
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#10
Tag Bertram,

Goldis sind (wie der Name sagt) goldfarben und haben eine schwarze Vergussmasse (sieht wie Kunststoff aus, ist aber Teer - bestenfalls noch mit Kunststoff überzogen). Meistens wie auch hier sind sie als Radialtypen gebaut. Es gibt sie meist mit roter, seltener mit schwarzer Aufschrift.

Wenn man so ein Ding mal ausbaut sieht man oft an den Anschlüssen schon Risse im Teer durch die Feuchtigkeit eingedrungen sein kann (oft wurde da auch mit Vergussmasse gespart). Messungen nach dem Ausbau ergaben selten noch den beabsichtigten Wert.

Als Beispiel: Im Stereodecoder gibt es davon 5 Stück (allerdings axiale als radiale verwendet). Ich habe hier noch die Cs vom Stereodecoder z.B. 0,1µ / 63V goldi sieht außerlich noch top aus, Kapazitätsprüfer sagt: 300 nF - da erübrigt sich alles weitere...

Thommi
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#11
na nicht ganz richtig Tommi. ja es sind Papierkondensatoren ! nein es ist kein Teer als Vergussmasse.
Es sind sogenannte tropenfeste Kondensatoren die in Epoxidharz getränkt wurden. Die Verguss Masse besteht auch aus Epoxidharz. Nach Jahrzehnten können sich dort risse Bilden, ist ja ein Kunststoff der auch spröde werden kann, dann zieht auch Feuchtigkeit ins Isolierpapier. Diese sind zu Prüfen.
Die anderen Hellbraunen braucht ma gar nicht erst prüfen, die Vergussmasse ist bröselig oft auch schon rausgefallen. das sind auch Papierkondensatoren. Unter hohen Spannung knallen die schön Smile
Die roten sind Folien Kondensatoren, aber die Anschlüsse sind nur außen angepresst worden.
Wenn die Verguss Masse dort rissig wird, gibt es dort auch Kontrakprobleme. Diese sind dementsprechend auch zu prüfen.
Habe immer soviel Arbeit, dass ich mir eine aussuchen kann. Smile

Grüße Frank, der Moschti
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#12
Hallo zusammen,

zunächst noch allen ein "gesundes Neues". Trotz der Feierlichkeiten ging es am 2072 weiter - meinen Zeitplan während des Urlaub fertig zu werden werde ich aber nicht halten können. Wenn es ordentlich werden soll braucht es Zeit.

Die ausgebauten NF-Platinen. Gereinigt wurden sie nur mit Pinsel und Isopropanol.
   

Dann müssen die alten Bauteile raus. Für die Profis und alten Hasen hier ist das nichts besonderes, ich beschreibe trotzdem kurz meine Herangehensweise - vielleicht hilft es dem einen oder anderen. In den Serviceunterlagen vom Hersteller ist geschrieben das man nach Möglichkeit nicht auf den Platinen rumlöten soll - stattdessen die alten Bauteile abschneiden und an deren alten Anschlüssen die neuen Bauteile anlöten. Man kann aber auch auf der Platine löten - wenn man im Hinterkopf behält das jeder Leiterzug und jedes Lötauge heilig ist ;-)

Als Beispiel: ziemlich in der Mitte ein Lötauge nach auslöten eines Bauteils (etwa Bildmitte):
   

Zuerst schneidet man das alte Bauteil direkt an der Platine ab. Ein spitzer, scharfer Saitenschneider ist das Werkzeug der Wahl (Bildmitte):
   

Dann nimmt man Entlötlitze, legt diese auf das Lötauge und dann von oben den Lötkolben draufhalten. Man kann gut sehen wie das alte Lötzinn aufgesogen wird. Nicht drücken, nicht reiben - nur heizen. Ich selbst habe Kolophonium in Isopropanol aufgelöst. In dieser Lösung tränke ich die Entlötlitze vorher nochmal - des erhöht den Zinnfluss deutlich:
   
   

Einige Lötaugen nach dem Entlöten:
   

In meinem ersten 2072 habe ich nicht nur ein Lötauge durch die Bohrlöcher oder Leiterzüge abgerissen. Das passiert wenn man einfach den Lötkolben an die Lötstelle hält und am Bauteil zieht oder hebelt um es abzubekommen. Mit der beschriebenen Herangehensweise habe ich nun die beiden NF-Platinen revidiert, ohne das irgendwo ein Lötauge oder Leiterzug lose wurde.

Die Anschlüssse der neuen Bauteile habe ich vor dem Löten gebogen und abgeschnitten. Das verhindert mechanische Belastung der Lötstelle da hinterher nicht geschnitten werden muß.
   

Die fertigen NF-Platinen. Es bietet sich an eine der beiden (links oder rechts) zu markieren. Im rechten Kanal ist die Gegenkopplung einstellbar  (Balance) . Unterschiedliche Werte für R130 / R131!
   

Und zurück ins Chassis:
   

Noch ein Wort zu den Bauteilen: wären die Bauteile sichtbar würde ich es wie Axel halten und z.B. alte Elkos neu befüllen. Im 2072 sieht man diie Bauteile aber von außen nicht. Auch habe ich nicht vor das Gerät abzugeben. Daher entscheide ich mich (ganz pragmatisch) für vernünftige, passende Bauteile ohne Vodoo. Ich hoffe es geht nicht die ganz große Diskussion los weil ich die originalen Widerstände gegen MOX getauscht habe. Notwendig ist das sicher nicht, kann und muß jeder für sich entscheiden. Mein Gerät - meine Regeln.

Viele Grüße
Sven
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#13
Hallo Sven,

da hast Du dir ja ganz schöne Arbeit gemacht! Mit angrenzender Sicherheit wird das Gerät besser klingen als je zuvor.Gut finde ich die Vorgehensweise mit den Lötaugen.

Gruß Bertram
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#14
Hallo Sven,

Das mit der Balancereglung ist ja echt merkwürdig.
Bei meinem Capri wird ja auch die Gegenkopplung geregelt, aber da sind alle Werte gleich und es werden beide Kanäle beeinflusst:

[Bild: attachment.php?aid=48394]


Viele Grüße,

Axel  Smile
Womit fährt der Norweger zur Mittagspause...?
...Na mit einem Fjord Siesta! Wink
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#15
Hallo Axel,

beim 2072 wirkt die GK nur auf den rechten Kanal, beim 2003 z.B. auch.

   

Viele Grüße
Sven
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#16
Hallo Sven,

Respekt...tolle Arbeit.

Auch ich habe oft das Problem, dass Entlötlitze das alte Zinn nicht aufnimmt. Dann versuche ich es, indem ich neues Zinn auftrage und dann die Litze an die Lötstelle halte.

Du schreibst, dass Du Kolophonium in Isopropanol auflöst.

Kannst Du diesen Vorgang bitte näher beschreiben?

Viele Grüße

Peter
Es grüßt freundlich aus dem Siebengebirge

Peter

Der Optimist sitzt auf der Wolke, unter der die anderen jammern.
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#17
(03.01.2020, 12:24)Pitterchen schrieb: Du schreibst, dass Du Kolophonium in Isopropanol auflöst.

Kannst Du diesen Vorgang bitte näher beschreiben?

Hallo Peter,

Frank hat das hier schon einmal beschrieben. Reines Kolophonium ist ja hart und spröde. Ich hab das in ein Glas gegeben und Isopropanol eingefüllt. Dann einfach etwas stehen lassen bis sich das Kolophonium aufgelöst hat. Isopropanol hat den Vorteil das es wirklich Rückstandsfrei verfliegt.

Viele Grüße
Sven
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#18
Hallo Sven,

Jo, ich hatte mir die Schaltung von deinem Gerät schon angesehen, keine Ahnung was man sich dabei gedacht hat...

Peter, Entlötlitze KANN ohne Flussmittel auch kein Zinn aufnehemen...
Es geht auch, wenn man die Litze vorher mit dem Lötkolben in den Kolophoniumpott drückt und sie somit tränkt.
Kann dann aber bissel zu viel des Guten werden.
In Spiritus/Isopropanol gesöstes Kolophonium braucht man 'eh immer, wenn man am Radio mal was nachlöten will.


Viele Grüße,

Axel Smile
Womit fährt der Norweger zur Mittagspause...?
...Na mit einem Fjord Siesta! Wink
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#19
Danke Euch beiden für die Aufklärung.

Hab gerade hier im Dorf in der Apotheke angerufen. Sie führen kein Kolophonium und werden über den Händler damit auch nicht mehr beliefert.
Die erweiterte Nachfrage ergab dann, dass Apotheken grundsätzlich nicht mehr damit beliefert werden.

Kennt jemand denn eine Bezugsquelle für Kolophonium?

Kann man das hier nehmen:
https://www.ebay.de/itm/Kolophonium-zum-...Oxy-WxTDar~

Viele Grüße

Peter
Es grüßt freundlich aus dem Siebengebirge

Peter

Der Optimist sitzt auf der Wolke, unter der die anderen jammern.
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#20
Hallo Peter 

Ja, das schaut gut aus .


Ich hatte meins bei Pollin gekauft .
mit freundlichen Gruss

Uli



Wo alle dasselbe denken , wird nicht viel gedacht .

( Walter Lippmann ) 
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