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Hallo zusammen.
Ein Bekannter von mir hat im Fundus einer Erbschaft unter anderem etliche Schellackplatten entdeckt. Die meisten sind problemlos - - die meisten.
Einige jedoch stammen wohl aus einer sehr frühen Zeit (191x, 192x) und sind vermutlich französischem Urspungs. Laut Aufdruck laufen sie mit 100 Umdrehungen pro Minute. Ein paar davon haben auch ungewöhnliche Maße (>30cm).
Meine Frage ist, wie bzw womit kann man die alten Schätze heute noch Abspielen? Ich hab zwar ein altes Grammophon hier stehen, aber das kommt auch mit viel gutem zureden nur auf 84/85 Umdrehungen (mit Reflexionslichtschranke gemessen).
Es geht darum, die Platten wenigstens 1x abzuspielen und im Idealfall dabei eine digitale Kopie anzufertigen. Das mit der digitalen Kopie ist dabei allerdings das kleinste Problem, wenn erstmal eine Möglichkeit zum Abspielen gefunden wird.
Hat jemand aus der werten Leserschaft eine Idee?
Lg
Günther
(Falls der Beitrag um falschen Unterforum ist, bitte verschieben.)
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Grammophon frisieren? Z.B. zarten Gummiring um die Fliehgewichte? Sowas könnte ich mir vorstellen.
Ansonsten wilde Bastelei - Motor ab und Antrieb per Riemen und Akkuschrauber...
Vor allem würd ich gern Bilder von den Schätzchen sehen, kenne nämlich bisher weder ü30 noch 100rpm...
Gruß,
Uli
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Also mein Grammophon wollte ich dafür nicht "opfern". Es ist voll funktionsfähig. Sowas verbastelt man nicht. Da müsste ich dann wohl in der Bucht ein weiteres ergattern.
Bilder von den Platten werde ich auch gerne zeigen, nur wird das wohl erst im neuen Jahr etwas werden.
Lg
Günther
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Du sollst doch nix verbasteln!
Wenn Du die Fliehgewichte etwas bremst, damit die weniger die rpm reduzieren - mti einem leichten Gummiband (würde mit GANZ leicht anfangen, einem Faden aus einem Gummizug, der ohne Spannung aufgelegt wird), dann wär das ein 5min Versuch einer "Verbastelung", die in 2sec rückgängig gemacht ist.
Die Akkuschrauber Lösung erfordert, daß Du den Motor falls möglich temporär entfernst, bzw hast Du evtl auch ein elektrisches Grammophon, bei dem das ganz leicht zu realisieren wäre.
Gruß,
Uli
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19.12.2020, 04:25
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 19.12.2020, 04:27 von Helmut.)
Hallo
Es gibt auch Alte Plattenspieler, mit denen man Schellackplatten abspielen kann.
Die große sind vermutlich Langspielplatten, die haben auch feinere Rillen und sollten nicht mit dem Grammofon abgespielt werden.
Und ja Langspielplatten, gab es ab den 1950 Jahren auch bei Schellackplatten.
Gruß Helmut
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Das sind sehr alte französische Pathé Platten, die von innen nach außen mit 100rpm gespielt werden. Dazu gibt's natürlich auch passende Grammophone.
Beste Grüsse
Thorsten
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19.12.2020, 08:28
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 19.12.2020, 10:04 von ingo.)
Das Abspielen mit beliebiger Geschwindigkeit oder auch in falscher Richtung ist eigentlich kein Problem, solange den Platten dabei kein Schaden entsteht. Ein elektrischer Antrieb und Tonarm wäre gut dazu. Anschließend kann man das dabei digitalisierte Material mit einem Programm passend bearbeiten - Geschwindigkeit, Abspielrichtung und Entzerrung, ggf. auch Entrauschen können nachträglich am Rechner durchgeführt werden.
Ich nutze für solche Zwecke noch immer meine alte Shareware Goldwave2001. Aber es gibt genügend modernere Programme, die diesen Zweck sicher gut erfüllen.
Gruß Ingo.
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(19.12.2020, 04:25)Helmut schrieb: Es gibt auch Alte Plattenspieler, mit denen man Schellackplatten abspielen kann. So ein Teil hatte (*schnief) ich auch mal gehabt. Ein Lenco Plattenspieler. Der hatte sogar stufenlose Geschwindigkeit von 16 bis 78.
(19.12.2020, 04:56)Gasherbrum schrieb: Das sind sehr alte französische Pathé Platten, die von innen nach außen mit 100rpm gespielt werden. Das ist ja mal ein Begriff, mit dem ich weitersuchen kann. Herzlichen Dank dafür. BTW: Wenn die Platten von aussen nach innen abgespielt wurden, lief der Plattenteller trotzdem im Uhrzeigersinn?
(19.12.2020, 08:28)ingo schrieb: Das Abspielen mit beliebiger Geschwindigkeit oder auch in falscher Richtung ist eigentlich kein Problem, [...] Das bringt mich gerade auf die Idee, eine 100rpm Platte mit 33 1/3rpm abzuspielen. Bei einer einfachen, digitalen Verdreifachung liegt man dann ja schon bei den geforderten 100rpm (99,99rpm).
Lg
Günther
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19.12.2020, 16:57
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 19.12.2020, 16:58 von MaxB.)
Moin,
wenn es taatsächlich Pathé-Platten sind - und es klingt sehr danach - dann dürfen die auf keinen Fall mit einem normalen Grammophon abgespielt werden, es sein denn, du möchtest die Platten zerstören.
Dazu mal ein kleiner Link.
Gruß
Martin
Schönen Gruß
Martin
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(19.12.2020, 04:25)Helmut schrieb: Und ja Langspielplatten, gab es ab den 1950 Jahren auch bei Schellackplatten.
Spätestens seit den 30ern schon, wie wir seit Antons Thread wissen: Das dort angesprochene RCA Radiophon von 1931 war schon dafür vorbereitet - Schellack, die mit 33rpm abgespielt wurden.
Aus den 40-50ern kenne ich 30cm Vinyl 78er, die man möglichst mit dem Plattenspieler statt einem Grammophon mit nem halben Pfund Auflagegewicht abspielen sollte.
Nur 100er kannte ich bisher nicht, gibt aber bestimmt noch vieles, was ich noch nicht kenne
Gruß,
Uli
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Könnte man nicht einen ,nicht allzu wertigen, Hifi-Plattenspieler verwenden,indem man die Drehzahlregelung"frisiert"?
Desweiteren ein System mit "Normalrillennadel N78"verwenden und die Tonarmautomatik außer Kraft setzen.
Muß ja nicht der teure Hifi-Klassiker sein........
Grüße aus dem Rheinland
Roman
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(19.12.2020, 22:54)Valvotek schrieb: [...] Desweiteren ein System mit "Normalrillennadel N78"verwenden [...]
Wenn ich das, was ich den letzten Stunden gelernt habe alles richtig verstanden habe, kann man genau das eben nicht.
Das Problem ist nicht die Geschwindigkeit, die liesse sich bei einer dezenten Nachbearbeitung korrigieren. Das Problem ist vielmehr, dass diese speziellen Platten in Tiefenschrift und nicht in der sonst üblichen Seitenschrift aufgenommen wurden. Platten mit Tiefenschrift dürfen nur mit einem Abtaster abgespielt werden, dessen Form einer Kugel ähnelt. Mit einer Spitze wie bei Normal- und Mikrorille würde die Toninformation unwiderruflich zerstört werden.
Bei Tiefenschrifft wird die Information durch auf und ab Bewegungen an den Abtaster weitergegeben. Bei Seitenschrift durch seitliche Bewegung des Abtasters.
(Man möge mich bitte korrigieren, wenn ich da etwas falsch verstanden habe.)
Einen HiFi-Tonabnehmer würde ich ohnehin nicht verwenden, weil dessen Frequenzgang viel zu weit geht und mehr Störsignal als Nutzsignal dadurch abgetastet werden würde. Dies müsste dann bei einer Nachbearbeitung wieder mit Filtern aufwendig korrigiert werden. Zum Vergleich: Ein altes Tonband (oder Kassette) klingt auf einer alten Maschine meisten auch viel besser, als auf einer HighTech Maschine. Oder ein VHS Video sieht auf einem Röhrenmonitor auch besser aus, als auf einem 4K Bildschirm im Wandformat.
Lg
Günther
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Ein Schulfreund von mir hatte so ein PATHÉ-Phonograph, der Teifenrillen, 100 RPM und von innen nach außen (besonders sinnvoll, wenn die Platten am Rand schon angeknabbert waren) abspielte + ca. 100 Platten aus der Zeit vor WK I. Ich kann ihn mal fragen, ob er das Teil noch hat und evtl. verkaufen oder ausleihen würde.
Wegen der Tiefenrillen haben wir die Kaiserreden und Anderes nur mit abgenudelten normalen Grammophonnadeln abgespielt um die Platten nicht zu beschädigen. Es gab auch Nadeln mit einem Rubin, Spahir o.ä. an der Spitze.
Für den Hardcore-Bastler mit Grammophon in der Kramkiste: Adapter für normale Schalldose mit Cu-Lötfittingen bauen um sie um 90° um die Hochachse zu drehen.
Gruß
Axel
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