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SIEMENS RT10 Taschensuper, wieder einmal
#1
Liebe Kollegen,
über dieses Gerät wurde hier schon öfter berichtet. Daher erspare ich mir die technische Vorstellung.

Neulich habe ich auf dem Flohmarkt ebenfalls so einen RT10 ergattert. Zuhause mit einer 9V - Batterie  versehen, spielte es auf Anhieb. Ich konnte es garnicht glauben, da die OC170 und OC171 Transistoren ja häufig Probleme bereiten (Whisker - Bildung).

Hier einige Bilder der Außenseite:

                   

   

Das Innenleben:

                   

Interessant ist, dass die AM - Bänder mit einem Drehkondensator abgestimmt werden, der UKW - Bereich aber mit einem Variometer. Die beiden mechanisch miteinander gekoppelten Kerne des Variometers hängen einseitig an einem Schlepp - Seilzug, an der Gegenseite an einem Seil, dass von einer Feder unter Spannung gehalten wird.

       

Der Pferdefuß kam, als ich versuchte das Gehäuse zu zerlegen. Die eine Zuleitung (Litzendraht) von der Lötöse zur Lautsprechermembrane war mit Klebeband abgedeckt. Als ich das Klebeband abzog, riss der Litzendraht aus der Membrane. Der Niet, der die Lötöse am Lautsprecherkorb hielt war nämlich irgendwann abgefallen und so schwebte der Litzendraht in der Luft. Da hatte der pfiffige Vorbesitzer den Litzendraht einfach mit Klebeband am Lautsprecherkorb fixiert. Als ich das Klebeband nichtsahnend abzog, nahm das Unglück seinen Lauf.

Aber man kann ja fast alles reparieren. An der Litze hing noch der kleine Fetzen der Lautspechermembrane mitsamt der Lötstelle, wo der Schwingspulendraht mit der Litze verlötet war. Den habe wieder vorsichtig mit Pattex in die Membrane eingeklebt. Das ging relativ leicht, da der Fetzen einen unregelmäßigen Umriss hatte und man sehr genau sah, wie er hinein gehörte.
Schwieriger war die Kontaktierung des Litzendrahtes mit dem sehr dünnen Schwingspulendraht. Da ich unbedingt vermeiden wollte an diesem Draht zu löten, habe ich die Kontaktierung mit Leitsilber vorgenommen. Sieht nicht so sehr schön aus, funktioniert aber.

           

Leider ist die Frontblende ausgebrochen. Muss ich mal sehen, ob ich die Skalenscheibe ausbaue und den Ausbrecher mit 2K ausgieße.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#2
Hallo Harald,
schönes und weil noch funktionierend seltenes Gerät. War in dieser schwarzen Ausführung 1961 mein erstes neu gekauftes Radio. Konnte es von einem Siemens Monteur günstig erwerben. Der vertickte die Dinger in dem Dampfkraftwerk Stuttgart Münster in welchem ich als Meß- u. Regel Mensch tätig war. Lang ist es her....
Gruß Franz
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#3
Super, und nach über 60 Jahren noch in sehr gut erhaltenem Zustand.

Glückwunsch zur Neuerwerbung, und die Fotos von Dir sind mega!
Gruss Andreas
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#4
Vielen Dank für den schönen Bericht.

Falls von Interesse: Das Gerät und seine Schaltung wurden in der "Funk-Technik" Heft 13 aus 1960 auf Seite 485 ausführlich beschrieben.

https://nvhrbiblio.nl/biblio/tijdschrift...13_OCR.pdf
Grüße aus dem Odenwald,

Werner



Lesen gefährdet die Dummheit!
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#5
Liebe Kollegen,

vielen Dank für Eure Kommentare und den Hinweis auf den Artikel in der Funk-Technik von 1960. Die Photos mache ich übrigens mit meinem iPad - neueste Generation - auf einem mit weißem Zeichenkarton ausgelegten Tisch und ebensolchem Karton als Hintergrund. Das Ganze im Wintergarten mit grauer Markise bei Diffuslicht -> keine Schlagschatten.

Ich habe an meinem RT10 noch einige Verbesserungen vorgenommen, über die ich berichten möchte:

Wellenbereichsschalter

Der Schiebeschalter machte sehr schlechten Kontakt und es war bei jedem Bereichswechsel ein Geduldsspiel, den Punkt besten Kontaktes zu finden.

   

So wurde beschlossen, den Schalter zu zerlegen. Da ich dabei etwas zu grob zu Werke ging, brachen die Führungsnasen ab. Letztere sind fester Bestandteil des Schiebers und greifen durch Führungsschlitze in der Gedruckten Schaltung. Auf der Gegenseite stecken 2 Plastikstifte mit 2,5 mm Durchmesser in den Nasen, sodass die Kontaktfedern unter Spannung gehalten werden und verhindert wird, dass der Schieber herausrutscht.

       

Das waren die Einzelteile die mir nach dem gewaltsamen Demontieren entgegenfielen.

   

Glücklicherweise liessen sich die Führungsnasen mit dünnflüssigem Sekundenkleber problemlos an die Bruchstellen am Schieber ankleben. Überschüssiger Kleber wurde mit einem 2,5 mm Bohrer aus den Löchern entfernt.

So sehen die Schieber komplett aus.

       

Selbst wenn man weiss, dass man für die Schiebermontage lediglich die Stifte herausdrücken muss, besteht die Gefahr, dass die Nasen abbrechen. Die Stifte sitzen nähmlich sehr stramm!

Die Kontaktbahnen auf der Gedruckten Schaltung und die von eine Seite versilberten Kontaktfedern wurden mit Silberputzmittel gereinigt und nachträglich mit Äthanol gewaschen.

   

Danach war die Kontaktgabe zwar viel besser, aber trotzdem mussten die Kontaktfedern geringfügig nachgebogen werden. Nun funktioniert die Bereichsumschaltung wieder sehr gut.

Skalenrahmen

Als ich das Gerät vorstellte, hatte es ja die Fehlstelle am Skalenrahmen. Bei genauerer Betrachtung zeigte sich aber, dass der Rahmen nicht ausgebrochen, sondern lediglich eingedrückt war. Für die Reparatur musste die Skalenscheibe entnommen werden. Das geht ganz einfach: Man schiebt sie in Richtung der Gerätervorderseite und schon springt sie heraus. In der vorderen Nut des Skalenrahmens liegt nämlich ein gekrümmter Federstahldraht, der die Skalenscheibe zu Arretierung in die hintere Nut des Skalenrahmens schiebt.

Nun konnte das eingedrückte Stück des Skalenrahmens herausgetrennt, gereinigt um mit Sekundenkleber eingesetzt werden.

       

Leider befanden sich auf dem Rahmen und dem Bruckstück grüne Farbreste, die sich nicht vollkommen entfernen liessen. Mit starken Lösungsmitteln wollte ich nicht zu Werke gehen, und so sieht man die Farbspuren.

   

Transistoren

Das vorliegende Gerät stammt aus dem ersten Produktionsjahr, also 1960. Während bei vielen dieser Geräte über Probleme mit den Transistoren OC170 und OC171 berichtet wird, sind sie hier intakt. Man fragt sich, ob über die Jahre etwas am Fertigungsprozess dieser Transistoren geändert wurde, was zu vermehrten Spätausfällen führte.

Da Hans in diesem Zeitraum bei GUNDIG als Entwickler arbeitete, weiss er vielleicht etwas darüber.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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