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Siemens Großsuper 54 Typ 934W
#1
Ein 1954-Großsuper vom Wertstoffhof wartet schon länger auf einen Service. Das gute an Geräten vom Wertstoffhof ist die Tatsache, daß Sie i.d.R. unberührt sind, bei meinem waren noch die original Serviceunterlagen mit einer Ersatzsicherung und 2 Abgleichhalmen im Gerät vorhanden.

U.a. einige technische Daten, entnommen u.a. aus dem RM-Org.

Hersteller: Siemens&Halske - Berlin-München
Typ: Rundfunkempfänger
Modell: Großsuper 54 Typ 934W
Baujahr: 1953/1954
Röhrenbestückung:  EF80 EC92 ECH81 EF41 EM34 EF41 EABC80 EL84
Stromversorgung:  Wechselstromspeisung - 110, 125, 220, 250 Volt 
Wellenbereiche:  Langwelle, Mittelwelle, Kurzwelle und UKW
Bedienelemente: Lautstärkesteller, Ferritantenne, Höhen-Bass, AUS/Tonabnahmer/LW/MW/KW/UKW - Klaviertasten
Gehäuse:  Holz, mit Goldstrichen
Besonderheiten: Verdrehbare Siferrit-Antenne
Anschlussmöglichkeiten Rückseite: Externer Lautsprecher, Tonband, UKW-Dipol und externe Antenne
Abmessungen:  592 x 385 x 282 mm
Gewicht: ca. 11kg
Lautsprecher: Elektrodynamischer Lautsprecher (oval) und statischer Hochtöner

Der Allgemeinzustand des Gerätes war o.k., der Lack an einigen Stellen beschädigt und rissig, von einer Ablackung und Neulackierung habe ich aber abgesehen. Er wurde mit Polierwasser grund- und dann mit Carnauba-Wachs aufpoliert. Hat wieder einen guten Glanz angenommen, und ein paar Gebrauchsspuren kann man bei einem fast 70 Jahre alten Gerät auch erwarten.
Leider ist der Bespannstoff im Bereich des Hochtöners angefressen, ob die hohen Frequenzen dem Stoff derart zugesetzt haben, oder ob dies stoffliebende Tiere waren, wer weiß?

Hier einige Bilder vor der Instandsetzung, der Staub der Jahrzehnte hat das Chassis mit einer gleichmäßigen Schicht überzogen.
                       

Reinigungsarbeiten:
  • Chassis mit Isopropanol und vielen Wattestäbchen gereinigt. Um es etwas vor Rost zu schützen, mit Ballistol eingeölt
  • Trafo mit schwarzer Bindulin Ofenpaste eingeschmiert
  • Messing Zierleisten mit Bindulin Silberblitz Metallpolitur gereinigt

Ölen/sonstiges:
  • aufziehen des Seils der Ferritantenne, ging relativ einfach, durch Aushängen an der Spannfeder, wurde um ca. 2cm verlängert, da es ansonsten zu straff war
  • ölen der Seil-Führungsrollen mit Ballistol
  • Potis mit Kontakt Chemie Tuner 600 kratzfrei gemacht, Poti-Achsen mit Ballistor geölt, saßen nicht fest

U.a. Bilder des gereinigten Chassis.
       

Funktionsprüfung:
  • Originalsicherung durchgebrannt - wurde ersetzt
  • Messung Primärwicklung - o.k.
  • Messung Sekundärwicklung - o.k.
  • langsames Hochfahren an Trenntrafo mit Strombegrunzungslampe, welche nach dem Formieren der Elko's etwas dunkler wurde
  • Leistungsaufnahme >80W, viel zu hoch, Gerät hat aber keinen kapitalen Fehler oder Kurzschluss

Instandsetzung Schaltung:
  • Austausch der Sieb-Kondensatoren durch Y1-Typen
  • Befüllen des Sieb-Lade-Elko's mit 47uF/450V Elkos
  • Austausch Selen-Plättchen im Brückengleichrichter durch 4x 1N4007 1A/1000

Dann ging es ans Tauschen der alten Folienkondensatoren. Insgesamt sind 21 verbaut, Alle waren in erbärmlichem technischen Zustand, was die hohe Leistungsaufnahme erklärt. Die Elko's, obwohl noch o.k., wurden gleich mitgetauscht.
Die waren ziemlich verbaut, unten 2 Photo's vorher und nachher, hat schon einige Stunden gedauert, die Alle zu tauschen.
Was ich an Geräten aus diesem Zeitraum nicht kenne, viele der Kondensatoren waren auf dem Chassis verklebt (siehe Kondensator im Bild rechts oben)
Dir roten Siemens-Widerstände waren Alle noch sehr gut und fast genau auf dem Nennwert.

       
   

Funktionsprüfung nach Bauteiletausch:
  • Röhren wurden auf dem Funke W19 geprüft, ECH 81 Triode nicht brauchbar, wurde getauscht, die EM 34 war blind, wurde nicht durch eine Russische ersetzt
  • Spannungswahlscheibe wurde auf 250V gestellt
  • die Spannung nach dem neu befüllten Brückengleichrichter war bei einer Eingangsspannung von ca. 230V (Netzspannung bei mir zu Hause) 265V, Sollwert 262V
  • die Spannungen an den Röhren lagen alle im Bereich +/- 5-10% - o.k.
  • Heizspannung etwas niedrig, 5,9V - noch o.k.

Da ich im Keller keinen UKW-Empfang habe, wurde das Radio im Erdgeschoß geprüft, hat aber keinen Laut von sich gegeben. Auf der Werkbank spielte es wieder, durch kippen in der Halterung ging es Ein und Aus. Grund war ein schlecht verlöteter 1,2kOhm 2W Widerstand, welcher über den Ausgangsübertrager die EL 84 mit Spannung versorgt. Fehler konnte durch Nachlöten einfach behoben werden.

Überprüfung ZF
  • das Radio hat sowohl auf AM als auch FM  guten Empfang
  • u.U. würde ich die FM-ZF etwas nachabgleichen, aber das Gerät hat keine Schraub-Ferritkerne, sondern Abgleichhalme welche mit einer Pinzette und drehender Bewegung abgeglichen werden. Diese werden ab Werk dann mit Hitze fixiert, was einen Nachabgleich unmöglich macht. Es liegen zwar Ersatzhalme bei, der Aufwand ist aber sehr hoch, deshalb habe ich mir das erspart. In RM-Org beschreibt Dietmar Rudolf in einem interessanten Bereicht von 2010 die Abgleichprobleme bei einem ähnlichen Gerät Siemens 1236W (1236 W) Spitzensuper 54

Der Großsuper ist jetzt wieder einsatzfähig, der Klang ist gut, nur der Hochtöner funktioniert nicht mehr. In einem separaten Thread beschreibe ich die versuchte, aber nicht erfolgreiche, Instandsetzung.

   

Euch Allen eine schöne und erfolgreiche Woche,
Thomas
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#2
(25.09.2023, 14:16)ThoMe schrieb: [*]u.U. würde ich die FM-ZF etwas nachabgleichen, aber das Gerät hat keine Schraub-Ferritkerne, sondern Abgleichhalme welche mit einer Pinzette und drehender Bewegung abgeglichen werden. Diese werden ab Werk dann mit Hitze fixiert, was einen Nachabgleich unmöglich macht. Es liegen zwar Ersatzhalme bei, der Aufwand ist aber sehr hoch,


Hallo Thomas.
Schöner Bericht über eine gelungene Rettung !
Die obige Textpassage hat mich allerdings etwas stutzig gemacht -> Meintest Du hier die AM - ZF?  FM-ZF müßte sich doch mittels Schraubkernen abgleichen lassen, d.h. ohne das lästige Halmeversengen, siehe die orangefarbenen Striche, diese Schraubkerne müssten auf der Oberseite des Filters ihr Pendant haben:

   

Oder habe ich dies jetzt fälschlich in Erinnerung behalten? Zumindest beim Vorgängergerät "Grosssuper 53" ist dies so:
https://nvhrbiblio.nl/schema/Siemens_SH924W.pdf
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#3
Hallo Klaus,
Du hast natürlich recht, ich meinte die AM-ZF, welche mit den Halmen abgestimmt wird.
Danke für den Hinweis.
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#4
Hallo Thomas,

eine Lernfrage habe ich noch.
Mitunter habe ich auch Radios auf dem Werktisch, deren Holzgehäuse ich nicht neu beschichten möchte, sondern eine gründliche Reinigung und Politur samt Ausbesserung größerer Macken als zielführender betrachte.

Du schreibst nun in Bezug auf die Gehäusebehandlung des hier vorgestellten Radios:
...mit Polierwasser grund- und dann mit Carnauba-Wachs aufpoliert.

Der Begriff 'Polierwasser' ist mir bislang fremd und bei 'Carnaubawachs' denke ich an Polierwachse aus dem Autozubehör.
Könntest Du etwas näher ausführen, was Du verwendet hast und wie es angewendet wurde?
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#5
Hallo Klaus und Thomas,

ja und ich schließe mich der Nachfrage gleich an.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#6
Näheres zu Polierwasser könnte Ihr unter dem u.a. Link finden. Mit diesem kann der Lack auf Hochglanz poliert werden, er wird aber nicht angegriffen. Es ist teilweise unglaublich, wie der Tiefenschmutz von Jahrzehnten aus dem Lack poliert wird. 
Sparsam auf den Lack aufbringen und dann gut auspolieren - Lackbeschädigungen werden nicht behoben, aber mit denen muss man halt Leben.
Man kann den Lack auch mit normaler Autopolitur aufpolieren, da habe ich aber Angst, dass der Lack doch etwas angegriffen wird, speziell bei abtragender Politur, das passiert bei Polierwasser garantiert nicht.
Um auf den aufpolierten Lack einen Schutz gegen Schmutz und Flüssigkeiten aufzubringen verwende ich dann Carnauba-Wachs - gibt es auch bei Hermann Sachse.
Gehäuse einwaxen, ca. 10 Minuten aushärten lassen und dann mit weichem Tuch polieren.

Ich kaufe bei Hermann Sachse auch Öle (z.B. Hartöl), Schellack oder auch Fischleim, zum Leimen der alten Gehäuse. Ist eine deutsche Firma, nicht ganz billig, aber ich bin mit den Produkten vollauf zufrieden.

Herman Sachse Polierwasser
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#7
Danke für den link, Thomas.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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