Telefunken T331 WLK Nauen, eine Großbaustelle

  • Hallo zusammen,


    neulich hatte ich euch den “Telefunken T331 WLK Nauen“ in der Rubrik “Neuzugänge“

    mal kurz vorgestellt, jetzt habe ich mir den Empfänger einmal “vorgenommen“.


    Bei diesem “Telefunken“ handelt es sich um einen frühen Superhet-Empfänger,

    Baujahr 1933 / 34,

    der noch ohne echte Mischröhre auskommt,

    da diese erst im Jahre 1934 aufkamen.


    Telefunken benötigt für die Stufen:

    Vorstufe, Oszillator, Mischstufe, ZF-Verstärker und NF-Vorstufe

    lediglich zwei Röhren, zwei RENS1284.

    Für die NF-Endstufe gibt es noch eine RENS1374d

    und als Gleichrichterröhre fungiert eine RGN1064


    Der Empfänger ist für die Wellenbereiche LW, MW und KW ausgelegt,

    wobei bei KW das Gerät als normaler Einkreiser geschaltet wird.

    (die erste Röhre wird abgeschaltet).


    Interessant sind die unterschiedlich benutzten Zwischenfrequenzen:

    Auf MW sind es 490kHz und auf LW 313,5kHz.


    Hier ein paar Blicke auf das angerostete und stark verschmutzte Chassis:


    …auf dem nächsten Foto sieht man auch, dass der Deckel von der Oszillatorstufe fehlt.


    Falls jemand von euch, das wäre natürlich ein sehr großer Zufall,

    so ein Teil in der Ecke liegen hat,

    ich wäre ein Abnehmer dafür.



    …hier die Chassis-Unterseite, da wurde schon mal Hand angelegt.

    So scheinen auch die beiden Blockkondensatoren mal neu befüllt worden sein.


    Ja, was soll man machen, um so ein Chassis von Rost und Schmutz zu befreien?

    Man muss es schweren Herzens auseinandernehmen.


    Hier ist die Skalenscheibe abgebaut


    …und hier eine Stufe weiter, ohne Skalenhintergrund


    und so weiter, und so weiter,

    bis die Oberseite leer war


    auch die Chassis-Unterseite ist übersichtlicher geworden


    Oh, maximale Anzahl von Bildern (Dateianhängen) erreicht!!! :smiley7:


    ...den kurzen Rest des ersten Teiles liefere ich euch im nächsten Abschnitt nach

    Viele Grüße,

    Rolf

  • ...so, hier der versprochene Rest:

    ...da ist so einiges an Aus/An-Bauteilen zusammengekommen,

    diese wollen natürlich alle überprüft werden


    Danach das fast leere Chassis rigoros mit viel “Bref“ eingesprüht,

    dann ab in die Spüle und unter heißem Wasser abgewaschen.


    Anschließend ging’s zum Trocknen in die Mittagssonne.

    Das alles funktionierte erstaunlich gut....


    Fortsetzung folgt…


    Viele Grüße,

    Rolf

  • ....immer wieder verblüffend, finde ich deinen Akribität und die detailreichen Bilder und bin mir jetzt schon sicher, dass du daraus wieder einen Zeitzeugen, wie er frisch aus der Produktion kam, auferstehen lässt. :smiley47::smiley14::smiley20:

    M.f.G.
    harry


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    Es ist keine Schande, nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen.
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  • Hallo Rolf,

    ja ich kann mich da unserem Harry nur anschließen. Auch Respekt, dass du dich traust, das Chassis zu zerlegen. Dieses Gerät ist so das zickigste, das mir in meiner Ära unter gekommen ist. Glück hat man schon alleine dann, wenn man so ein Gerät öffnet und man findet nicht einen umgebauten Einkreiser vor. Das wurde bei diesen Geräten viel gemacht. Hier erwartet dich viel ungemach. Das Gerät ist ein Kathodenmischer, weil es zu dieser Zeit noch keine Mischröhren gab. Die 1. Röhre RENS1284 wird also doppelt genutzt. Die muß richtig gut sein, sonst schwingt sie nicht an. Über meinen Nauen hatte ich im Radiomuseum.org mal berichtet: https://www.radiomuseum.org/r/telefunken_nauen_331wlk.html Damals leisteten die guten Tips von unserem Dietmar mir gute Dienste. Irgendwann bekam ich die Geräte (ich hatte mehrere gerichtet) zum laufen. Na mal sehen, was du berichtest. Auf alle Fälle schonmal viel Erfolg!

    Es grüßt Euch aus Peine
          
    Andreas
    Nicht nur die Röhren sollen glühen.

  • Hallo zusammen,

    gestern ging’s dann weiter mit dem “331 WLK“.

    Ich werde nach und nach alle ausgebauten “Baugruppen“ überprüfen, möglichst reinigen und reparieren.

    So habe ich mir zunächst die beiden Block-Kondensatoren vorgenommen,

    obwohl diese schon einmal neu befüllt worden waren,

    aber sicher ist sicher.

    Und tatsächlich, im Block mit den beiden Siebkondensatoren sah es so aus,


    ein 4µF-Elko hatte es hinter sich.

    Da werden jetzt zwei hochwertige Kondensatoren zum Einsatz kommen

    und etwas mehr Kapazität schadet auch nicht


    Auch dem anderen Block verpasste ich neue Kondensatoren.

    Danach kümmerte ich mich um das ZF-Filter


    Auch an ihm wurde schon einmal gearbeitet,

    ein paar Bauteile hatte man hinzugefügt


    Der Grund der Veränderungen war auch schnell gefunden,

    drei der vier Abgleichtrimmer waren ohne Funktion.

    Gott sei Dank war einer der Trimmer in Ordnung, so dass ich an ihm messen konnte.

    Er wies eine Kapazität, bei eingedrehter Abgleich-Schraube,

    von etwa 140pF auf,

    die sich durch herausdrehen der besagten Schraube,

    auf etwa 75pF verringern ließ.

    Zunächst wollte ich die drei defekten Abgleichkondensatoren durch ein paar Trimmer,

    versehen mit parallel geschalteten Kondensatoren, ersetzen,

    aber es ging einfacher.

    Man konnte doch tatsächlich unter die isolierende Glimmerscheibe

    eine dünne Kupferfolie schieben.

    Diese musste man dann nur noch mit dem Lötanschluss des Trimmers verlöten

    und schon ließ sich das Teil wieder einstellen.

    Bei zweien fehlte aber noch eine kleine Restkapazität,

    die ich durch je einen Parallel-Kondensator ausglich.


    So hoffe ich, dass sich später das ZF-Filter wieder vernünftig abgleichen lässt


    Ich habe im folgenden Schaltplan noch die beiden Kondensator-Blöcke

    und das ZF-Filter farbig vermerkt:


    Fortsetzung folgt…

    Viele Grüße,

    Rolf

  • Hallo,


    das mit der Reparatur der Trimmer gefällt mir. Ich bin gespannt wie es weiter geht.

    Meine (persönliche) Meinung zur Steigerung der Kapazität der Siebelkos: würde ich lieber lassen wie ab Werk vorgesehen. Habe auch grad nicht im Kopf, welche maximale Kapazität die 1064 so mag, insofern sie noch "neu" ist. Aber etwas authentischer, beruhigender Brumm gehört schließlich dazu 😃. Kann der zugehörige Schallwandler das überhaupt abstrahlen?

    So Berichte spornen an, auch wieder weiterzumachen. Danke.

    :smiley47: Gruß

    RFO

  • ...die RGN1064 verträgt laut Datenblatt einen Ladekondensator von max. 60µF,

    davon ist mein 15er noch weit entfernt.

    Telefunken hätte auch gerne größere Kondensatoren eingebaut, aber diese waren halt sehr teuer

    und das größere Volumen muss auch untergebracht werden können...

    Viele Grüße,

    Rolf

  • Hallo zusammen,

    ein kurzer Bericht zum Stand der Reparatur des “331WLK Nauen“:


    So nach und nach habe ich alle abmontierten “Baugruppen“ gereinigt und falls nötig, (ich hoffe) repariert.

    Schlimm sah der Oszillator-Baustein aus, da die Kappe fehlte,

    konnte sich der Schmutz der Jahrzehnte dort ungehindert niederlassen.

    Auch an dieser Kiste ist schon mal gearbeitet worden.


    …und dies nicht ohne Grund, war doch auch hier der Trimmkondensator defekt, ebenso ein 4pF Glimmerkondensator.

    Den Trimmkondensator konnte ich auf gleiche Weise reparieren, wie die im ZF-Filter,

    den 4pF-Kondensator tauschte ich aus.

    Den meisten Schmutz konnte ich ebenfalls vorsichtig entfernen.


    Dem leichten Rostbefall des Chassis rückte ich mit sehr feinem Schmirgelpapier zu Leibe.

    Das Ganze wurde dann mit etwas “Silban-Paste“ aufgehübscht.


    Danach montierte ich die einzelnen Komponenten wieder aufs Chassis.


    Auch unterm Chassis geht die Arbeit voran


    Fortsetzung folgt…


    Viele Grüße,

    Rolf

  • Hallo zusammen,

    so nach und nach hatte ich wieder (fast) alle Komponenten auf und unter dem Chassis

    verbaut und verdrahtet.

    Sehr zu Gute kam mir dabei, dass ich vom Thorsten ein “Nauen-Chassis“ erhalten hatte,

    nochmals vielen Dank Thorsten!

    So konnte ich Leitungsführungen und Anschlüsse auf Richtigkeit überprüfen

    und mein Chassis wieder komplettieren, da ein paar Teile fehlten.

    Jetzt musste ich nur noch die “Vorderfront“,

    bestehend aus Skalenhalterung mit Skalenbeleuchtung , Lautstärkeregler und Skalenglas

    montieren.


    Doch zuvor "hübschte" ich die Skalenhalterung noch etwas auf.


    Der Lautstärkeregler stellt noch eine Eigenart dar:

    Das Poti sitzt auf einer Achse und treibt noch einen kleinen Drehkondensator (etwa 10pF – 130pF) an.

    Ist MW oder LW eingeschaltet, wirkt das Poti (15k), das Gerät arbeitet als Superhet.

    Bei Kurzwelle wird die erste Röhre abgeschaltet, das Gerät arbeitet als normales Audion.

    Jetzt wirkt der auf der Poti-Achse liegende Drehkondensator als Rückkopplungskondensator.


    Die Skalenbeleuchtung besteht aus zwei Lämpchen, die jeweils links und rechts der Skala angebracht sind.

    Das Wechseln eines defekten Lämpchens geht sehr einfach vonstatten,

    da man die Fassung nur herausziehen muss.

    Die Skalenhalterung ist wieder komplett.


    Danach konnte die Einheit wieder ihren angestammten Platz am Chassis einnehmen.

    Zum Schluss musste noch der Skalenzeiger montiert werden.


    Jetzt durfte auch das Skalenglas wieder an seinen Platz:


    Hier noch ein Scan vom Skalenglas:


    Fortsetzung folgt….

    Viele Grüße,

    Rolf

  • Danke Thorsten, der Scan ist perfekt!

    Wenn ich es so weit "original" bauen will, dann werde ich den Scan wohl nutzen.

    In das Gehäuse soll ein Lautsprecher, ein Verstärker (ganz vielleicht Röhre), ein altes Handy und Netzteil(e).

    Gruß,
    Uli

  • Hallo zusammen,

    so, nachdem alle Vorarbeiten abgeschlossen waren,

    konnte das Chassis endlich wieder unter Spannung gesetzt werden.


    Zunächst führte ich aber noch meine obligatorische Grundprüfung durch:

    Dabei schließe ich eine externe Anodenspannung, die strombegrenzt und einstellbar ist,

    an Masse und dem Lade-Kondensator an.

    Der dabei fließende Strom sagt mir, ob dieser plausibel ist, oder ob ich irgendwo einen Fehler eingebaut habe.

    Ferner muss an manchen Pins der Röhrenfassungen (Anode, g2), eine Spannung zu messen sein und am g1 natürlich nicht.

    Nach dieser bestandenen Prüfung bestückte ich die Röhren und setzte das Chassis unter Spannung (natürlich über einen Trenntrafo).


    Die Leistungsaufnahme lag bei etwa 45W und aus dem Lautsprecher war ein leichtes Brummen zu hören.

    Mit der Höhe der Anodenspannung hat es Telefunken in diesem Gerät aber recht gut gemeint,

    stehen doch am Lade-Kondensator stolze 450V= an (was auch dem Schaltplan entsprach)

    und am Siebkondensator noch immerhin 350V=.

    Daher sollte man bei einer Reparatur Vorsicht walten lassen, bei derart hohen Spannungen!


    …dann den Wellenschalter auf “Phono“ geschaltet und die sogenannte Brummprobe vorgenommen

    >>> super, der NF-Verstärker funktionierte schon mal.


    Hier noch ein weiterer Schaltplan vom “T331 WLK Nauen“:


    Danach ging es ans “Eingemachte“, denn immerhin handelt es sich bei diesem Gerät

    um einen “Superhet-Empfänger“:


    …den Wellenschalter auf MW geschaltet und die Messspitze des “Oskars“ an die Kathode

    der ersten RENS1284.

    Diese erste Röhre ist als “selbstschwingende Mischröhre in Kathodenmischschaltung

    geschaltet und das mit einer Pentode, denn Hexoden waren gerade in der Entwicklung.

    In dieser Röhre wird eine additive Mischung vorgenommen,

    also auf MW: fo = fe + 313,5kHz und auf LW: fo = fe + 490kHz


    Naja, jedenfalls kann man, falls die Schaltung funktioniert,

    an der Kathode der ersten RENS1284 (ist aber die mittlere Röhre auf dem Chassis),

    die Oszillatorfrequenz messen.

    Und das funktionierte auch, aber nur bis etwa zur Mitte der Skala, danach brachen die

    Schwingungen ab, ebenso auf LW.

    Das erste, was man dann machen kann, ist die Röhre tauschen.

    So tauschte ich zunächst die beiden RENS1284 untereinander und siehe da,

    der Oszillator schwang auf der ganzen Breite der Skala

    und das sowohl auf MW, als auch auf LW.


    Das war also schon mal nicht schlecht und so begann ich damit, die ZF abzugleichen,

    wie gesagt, MW auf 313,5kHz und LW auf 490kHz.

    Hier die Abgleichanweisung:


    Die Mittelwellen-ZF ließ sich in etwa abgleichen, nur der erste Trimmer (1) machte zicken,

    die HF veränderte sich schlagartig in der Amplitude.

    Deshalb ersetzte ich dort meinen Behelf (siehe weiter oben) durch einen neuen Trimmer (8pf / 70pF)

    und damit funktionierte der Abgleich.

    Auch die LW-ZF (490kHz) konnte ich einwandfrei abgleichen.


    Aber wie weiter oben gesagt, man muss vorm Abgleich unbedingt die vier Kondensator-Trimmer in der ZF-Box überprüfen,

    da diese mit Sicherheit an Kapazität verloren haben!


    … hier das ZF-Filter mit neuem Trimmer:


    Danach ging es an den Oszillator:

    So richtig toll ließ er sich nicht einstellen,

    obwohl ich alle Kondensatoren (Kapazitätsverlust) im Oszillator-Kästchen getauscht hatte,

    aber zum Schluss stimmten die Frequenzen auf der Skala doch annähernd.


    Anschließend war der Vorkreis an der Reihe:

    Auch dessen Abstimmung hatte ich mir einfacher vorgestellt,

    aber irgendwie wollte es mir nicht so richtig gelingen.

    Also auch diese Kiste aufgemacht und die beiden Kondensatoren und den Trimmer kontrolliert.

    Der Trimmer funktionierte einwandfrei,

    aber die beiden Kondensatoren, 4pF und 50pF, hatten keine Kapazität mehr

    und mussten ersetzt werden.


    Danach konnte man den Vorkreis wieder abgleichen,

    aber viel war da nicht herauszuholen.


    Zum Schluss musste noch der Sperrkreis auf 313,5kHz (Minimum) eingestellt werden,

    was auch gut funktionierte.


    Als Gegenprobe hatte ich auch die Filter des “Ersatz-Chassis“ kontrolliert

    und dort waren tatsächlich die gleichen Kondensatoren marode, wie auf meinem Chassis.


    Also, wer von euch einen “Nauen“ auf dem Tisch hat, immer diese Kondensatoren überprüfen, die sind mit Sicherheit defekt!


    Da wir noch frühen Nachmittag hatten, war an einen Empfang per Antenne nicht zu denken,

    also musste mein Heimsender herhalten.

    An ihm funktionierte der Empfang einwandfrei, sowohl auf Mittelwelle, als auch auf Langwelle,

    wobei MW etwas empfindlicher war als LW.


    Das Gerät hat ja auch noch einen Rückkopplungsregler, einen kleinen Drehkondensator,

    der von der Chassis-Rückseite aus zu bedienen ist.

    Damit kann man die Empfindlichkeit des Empfängers noch etwas steigern,

    nur darf man es nicht zu weit treiben, sonst fängt die Kiste an zu schwingen.


    Somit funktionierte Mittel- und Langwelle.

    Ich würde sagen, die Empfindlichkeit des “T331 WLK Nauen“ entspricht dem eines

    2-Kreisers, nur die Sendersuche gestaltet sich auf diesem Gerät einfacher.


    Dann gibt es ja noch den KW-Empfang.

    Hierbei wird die erste Röhre, also die Mischröhre, abgeschaltet

    und das Gerät funktioniert als normaler Audion-Empfänger mit Rückkopplung.

    Deshalb hat Telefunken dem Chassis für den Kurzwellenempfang noch zwei separate Antennenbuchsen verpasst.


    Der Kurzwellenempfang ist gar nicht schlecht, bezogen auf die einfache Schaltung,

    jedenfalls konnte ich so manchen Sender empfangen.

    Nur die Einstellung der Lautstärke ist etwas gewöhnungsbedürftig, schnell hat man zu weit aufgedreht und die Kiste schwingt.


    Zum Abschluss für heute, noch ein paar Fotos vom funktionierenden Chassis:



    …jetzt muss es nur noch ins Gehäuse.


    Fortsetzung folgt…


    Viele Grüße,

    Rolf

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